Wieder unterweks!



Allein zu reisen hat für mich einen ganz besonderen Zauber. Die Intensität der Eindrücke ist ungleich heftiger ohne Begleitung, ihre Verarbeitung jedoch viel schwieriger, weil niemand da ist, der (diese Aufgabe)  mit mir teilt. Und doch - ich möchte es nicht missen, immer mal wieder, wenn es sich so ergibt und ich nicht mit meiner liebsten (Reise-)Partnerin Ines unterwegs sein kann.


Hindenburgdamm die Zweite - Good bye, Nordsee, ich werde das Meer vermissen. Drei Tage ist es her, dass eine vom Sunrise Avenue Konzert in Hamburg völlig übernächtigte und überwältigte Piratte auf diesem Weg Sylt enterte...


Einfacher wäre es natürlich gewesen, wenn ich beizeiten zu meinem Wunsch, Sunrise Avenue live und in Farbe zu erleben,  gestanden und mir 1 Ticket für Frankfurt gekauft hätte, als es noch welche gab. Aber das wäre nicht nachtlichttüpisch und folglich zu einfach gewesen... der Abstecher nach Sylt hätte dazu auch nicht so richtig gepasst.


So lebendig wie in den letzten fünf Tagen war ich schon lange nicht mehr. Die bedrohliche Situation nach dem  Verlust meines Arbeitsplatzes, der Stress mit dem Arbeitsamt und die anstrengende Suche nach einem neuen Job hatten mich schon ganz schön gebeutelt.  Um so größer war die Freude, als ich eines Freitags Ende Januar von Pablo from UK die Zusage erhielt, dass ich einen neuen Job habe. Zur Belohnung suchte ich im wörld wörst web nach Restkarten für Sunrise Ave und wurde in Hamburg fündig - yippieh. Hinter mir das Elend, vor mir aufregende Herausforderungen in einer neuen Firma - also erst mal frischen Wind um die Nase, überwältigende Eindrücke, tiefe Gefühle, übermütiges Gelächter. Und tiefschürfende Dialoge mit mir selbst während meiner stundenlangen Fußmärsche...


Los ging's dienstags morgens. Freudestrahlend und aufgeregt wie ein Teenie enterte die Piratte den ICE in die Freie und Hansestadt. Der Trip gestaltete sich kurzweilig und so hüpfte ich bereits gegen 13:30 Uhr gespannt aus dem Zug. Meine günstige chinesische  Absteige  in St. Georg hatte ich nach wenigen Minuten zu Fuß  erreicht. Die Suite war genauso marode wie skurill. Es hätten locker 6 Erwachsene dort übernachten können, wobei das 1. (Durchgangs-)Zimmer fensterlos finster war. Dafür drang viel Licht aus dem Flur durch den Türspalt. Einigermaßen zu war die Tür nur im abgeschlossenen Zustand. Immerhin wurde mal renoviert - überall weiße Farbspritzer. Die Elektrik war noch nicht bzw. nicht mehr ganz fertig installiert, aber das alles störte mich nachmittags noch nicht.

Es drängte mich nach draußen - Hamburg, da bin ich :-) Ich flanierte zunekst an der Außen-, dann an der Binnen-Alster, nutzte die Hochbahn, um zu den Landungsbrücken zu kommen und inhalierte in tiefen Zügen große weite Welt. Und bekam Fernweh. Schade, dass der alte Elbtunnel wegen Reparatur geschlossen war, den hätte ich gern noch mal von innen gesehen. Die Zeit verging schnell, drum kaufte ich mir flott meinen traditionellen Begrüßungspudding und ein paar Buddel Limo und stärkte mich in meinem chinesischen "Hotel", bevor ... Herzklopfen... Sunrise Avenue.... Samu... echt jetz?!!!  Hilfe!

Der Weg zur  O2 World war ein langer und beschwerlicher, große Teile mussten zu Fuß bewältigt werden. Schmatzfon sei Dank war die Orientierung zu schaffen.

 

Und dann das Konzert - WOWOWOW! Atmosphäre und Sound in dieser Riesenarena waren grandios. Schade war nur, dass ich von meinem Rentnerplatz  vis-à-vis der Bühne weit oben hinten nur sehr wenig von den Junx sehen konnte, aber da glücklicherweise in Hamburg die DVD aufgenommen wurde, werde ich "mein" Konzert demnekst auch optisch genießen können. Es war überwältigend - Samus tiefe, Hühnerhaut erzeugende Stimme, sein freches Charisma, seine Herzlichkeit und Spielfreude haben nicht nur die Teenies in der 1. Reihe sowie gewisse Dunkelfunzeln ganz weit oben umgehauen, sondern tauten auch den neben mir sitzenden, zunekst leicht angeödet wirkenden Papa eines begeisterten Mädchens auf. Auf der linken Seite machten mir Mutter und Teenietochter so richtig Spaß - sie glühten synchron und gröhlten lauthals viele der Songs mit. Überhaupt war das Publikum sehr viel heterogener als befürchtet. Längst nicht nur kreischende Gören, stattdessen vom Kind bis hin zum Opppa ein gesunder Querschnitt durch sämtliche Altersklassen. Kollektive Heiterkeit in meinem Block erzeugte das sich überschlagende, hysterische Kreischen einer sehr jungen Frau in der Nähe: "Saaaaamu, ich will ein Kind von diiiiiiiir!!!!!!!!!" Der potentielle Erzeuger konnte das nicht gehört haben, dennoch war in diesem Moment Samus freundliche Frage "Alles in Ordnung?" die Punktlandung schlechthin. Müßig zu erwähnen, dass wir uns so schnell nicht wieder einkriegten.

 

Das Konzert war genial - beeindruckend  Rikus Gitarrensoli, Raul am Bass,  Sami am Schlagzeug... allein Osmo Ikonens Ergriffenheit am Keyboard wirkte ein klein wenig... tragikomisch. Die Lichtshow zog alle Register.

Und doch - nur zu gern hätte ich auf einen Teil des lauten und grellen Brimboriums verzichtet und mehr leise, akustische Töne von Samu vernommen, so wie bei "A girl like you". Hach!!! Sabbberseufz. Besonders berührt haben mich "Angels on a Rampage" und - wie könnte es anders sein - "If I fall". Und leider viel zu schnell kam der Gassenhauer "Hollywoold Hills" mit seinem unaufhaltsamen Bye Bye. Danach war tatsächlich Schluss. Viel zu früh!!! OK, es war kurz vor 23:00... die anderen 10999 Fans und ich strömten aus dem Full House nach draußen an die Luft.

Kein Schimmer, aus welcher Richtung ich vorhin gekommen war - also folgte ich den Schildern zu einem anderen, weiter entfernt liegenden S-Bahnhof, ignorierte die überfüllten Shuttlebusse dorthin und stapfte minztens 40 geschlagene Minuten durch die Nacht, bis ich mich endlich in die  S-Bahn stürzen konnte. Viele Stationen, Hauptbahnhof, letzte Schritte mit qualmenden, schmerzenden Füßen durch St. Georg und dann die Absteige des Grauens. Noch lächelnd nach dem freundlichen Empfang durch die Chinesin an der Rezeption traf ich IHN im zweiten Stock zwischen Fahrstuhl und meiner Zimmertür - Norman Bates, den Älteren. Gut aufgelegt wollte ich ihn grüßen, als mich sein böser Blick, seine furchteinflößende Aura erstarren ließen und ich keinen Mucks mehr rausbrachte. Nix wie auf die andere Seite der Zimmertür und abgeschlossen! Bloß nicht duschen! Nicht direkt tröstlich war die Hellhörigkeit der Unterkunft. Die Junx im Nachbarzimmer klangen so, als ob sie mein Zimmer teilten. Beim Blick aus dem Fenster meines Hinterzimmers konnte ich einem von ihnen beim Pennen zusehen - interessant. Daher zog ich mich zwecks Runterkommen erst mal in die Dunkelkammer zurück, befreite meine brennenden Füße, ertränkte meinen Brand.

Und dann war es mir auf einmal viel zu leise und allein. Ein ernüchterndes Gefühl. Tröstlich war, dass ich diese Leere nach einem überwältigenden Konzert kenne. Ich zog mich daher in die viel zu weiche Pofanstalt zurück. Todmüder Kadaver, hellwache Rübe. An Schlaf war nicht zu denken, dennoch war ich froh, meine Baken ausstrecken zu können. Gegen Morgen träumte ich dann alb, bis mich mein gnädiger Schmatzfonwecker erlöste.

 

Mittwoch
Zum Frühstück gab es keinen gebratenen Hund und auch sonst nicht viel. Egal - ich wollte ja weiter und schaffte es gerade so, meinen IC nach Westerland pünktlich zu entern. Diese Fahrt ging so ziemlich an mir und meinem verklärten Grinsen vorbei. Daran änderte auch das nieselnde Schietwetter nix. Auf Sylt war es immerhin trocken und nicht mehr neblig trüb und so machte ich mich auf die Suche nach meinem Zimmer, das dieses Mal leider nicht in Bahnhofsnähe lag. Diese Herberge war für ein paar Tage OK. Service = Frühstück gab es nun doch nicht. Immerhin wurde mir der Schlüssel in die Hand gedrückt. Am besten gefiel mir, dass es nicht weit bis zu Dünen und Strand war und so ignorierte ich meine Müdigkeit, um der Nordsee meinen gebührenden Respekt zu zollen.

Anders lautenden  schandmauligen Äußerungen zum Trotz war mein Kniefall vor dem Ozean tatsächlich beabsichtigt - so sehr freute ich mich über die atlantischen Wellen. Und so tief hatte mich Samus Kniefall vor dem Publikum am Ende eines grandiosen Konzerts berührt. Das Glücksgefühl, endlich wieder am Meer zu sein, war überwältigend. Ich hüpfte am Wasser herum, bückte mich nach Muscheln und lachte mich kaputt, als mich dabei eine Welle von hinten überholte und meine Stiefel durchnässte. Ich quatschte mit den Möwen, spielte mit Hunden,  dachte daran, wie sehr mein guter Robin das Toben am Meer genossen hatte, lief am Strand entlang und bekam richtig doll Hunger und Durst. Unverzügliche Einkehr war geboten!  Drum besuchte ich ein Strandrestaurant. Dafür, dass sie so teuer war, gestaltete sich die Portion gebratenes Fischfilet mit Kartoffeln, Senfsoße und Salat sehr übersichtlich. Lecker war es dennoch und ich beschloss zwecks finaler Sättigung einen Edekamarktüberfall. Zurück im Zimmer war ich fix und alle und knipste bereits um 19:00 Uhr das Nachtlicht aus, um nach einer initialen Runde Tiefpof gegen 23:30 noch ein wenig zu essen und zu surfen.

Donnerstag
Dusterer Nebel. Hmmm. Also erst einmal Nescafépulver aufweichen - besser als gar kein Koffein. Und dann lecker Weißbrot mit dänischem Stinkkäse. Schon besser. Der Tag mauserte sich und draußen wurde es zunehmend lichter. Nichts wie an den Strand, Attttttttttttttrrrrrrrrrrrrraaaaaaaaaapppppeeeeeeeeeee h.

Möwenpick Frühstück
Möwenpick Frühstück

Hach, wie habe ich es genossen, in der Sonne durch den Sand zu laufen, zu fotografieren und mich ganz einfach über den Moment zu freuen. Wie schön das Leben sein kann!!! Ich stopfte mir die Kopfhörer unter die Kapuze und lief gegen den Wind, lachte in die Sonne, bis ich nicht mehr konnte. Trotzdem erklomm ich noch einen Aussichtsturm in den Dünen, sah aber nur noch dunkle Wolken und entschied, Westerland zu beshoppen. Nun ja, viel Tourinepp, aber lustig anzusehen. Inzwischen platteten meine Füße vor sich hin, so dass ich  den Ausflug nach Hörnum großzügig auf den Freitag verschob. Ich trottete erschöpft zurück in meine Herberge und gönnte mir einen ausführlichen Mittagsschlaf. Danach schiffte es in Strömen, was aber eine immerhin wasserdichte Piratte nicht abschrecken kann. Schließlich wollte ich mein neues Windlicht (mein Domizil verfügte lediglich über eine trüb funzelnde Deckenleuchte, die Nachttischlampe war kaputt) mit Sand und Muscheln aufhübschen. Wehe Füße in die Stiefel, Kapuze über die Rübe, nix wie raus! Am Strand huschten immer noch erstaunlich viele Menschen herum, die wie ich den Wetterunbilden trotzten. Ein grandioses Gefühl,  salzigen Wind und Regen im Gesicht zu spüren. Als meine Jeans so richtig schön nass war, trat ich mit meiner Beute den Rückzug an. Tee musste her! Draußen stürmte es weiter, drinnen trockneten meine Klamotten und die Piratte strickte bei Glotzenlicht, Dunkelfunzel und drei bis vier Kerzen, bis sie ins Bett fiel. Nervig war nur, dass just in diesem Moment der Rauchmelder einen infernalischen Lärm intonierte...
 
Oh - Hamburg... gerade fährt mein Zug zwischen Binnen- und Außen-Alster durch St. Georg, wie schön. Mir wird ganz nostalgisch, am liebsten... 

NEIN, Bakenfalter, dieses Mal nicht hier aussteigen... die Piratenkater warten zu Hause!

Freitag
Noch ein ganzer Tag am Meer, wenn auch der letzte. Daher einigten sich Bakenfalter und sein -bärchen, das Nachtlicht und die Piratte nach dem bescheidenen Frühstück auf die folgende  Tagesunordnunk: 1. Zweiteimer Kaffee in der Stadt, dieses Mal richtigen!  2. Bahnhof aufsuchen, Bus entern. 3. Hörnum kapern. 4. Face to face meeting mit dem einheimischen Leuchtturm zwecks Klönschnack. 5. Ahmts Scholleninput in der Seenot.

Prielblümchen
Prielblümchen

Und genauso zog ich den zeitweise strahlenden Freitag dann auch durch, nicht ohne als erstes meinen Strand aufgesucht zu haben. In der Stadt war um halb zehn noch nichts los, aber Mäc Doof hatte glücklicherweise schon geöffnet und so konnte ich mit einem richtigen Eimer Kaffee das Aggregat auf Betriebstemperatur bringen. Die Fahrt mit dem Linienbus nach Hörnum wurde hinter Westerland richtig schön. Karge Dünenlandschaften, die hauptsächlich mit Heidekraut bewachsen sind, reetgedeckte Häuser, die sich in die Dünen kuscheln, wenig Menschen, sehr viel Himmel über einer stellenweise verdammt schlanken Insel. Links Watt, rechts Dünen, dazwischen gerade mal eine Straße und ein paar Felder, der Rest ist Meer.  Am Südpol der schlanken Spitze liegt Hörnum. 

 

Ich winkte dem Leuchtturm, ließ mich treiben, ging - natürlich! - an den Strand, dieses Mal auf der östlichen Seite der Insel. Hier war das Meer ruhiger, der Wind weniger. Die Sonne schien einer restlos begeisterten Piratte mitten ins Gesicht und so lief ich los, ohne Ziel und Zweck. OK, die Südspitze von Sylt wollte ich schon sehen und erreichte diese mit Musik auf den Ohren nach einiger Zeit. Inzwischen hatte es sich wiederum zugezogen, so dass ich Amrum mehr ahnen als sehen konnte. Mein Ehrgeiz war geweckt; denselben Weg wieder zurück zu laufen erschien mir langweilig. Und so umrundete ich wacker Kap Hörnum, gelangte an die westliche Küste und lief und lief und lief. Irgendwann reichte es mir, dummerweise war ich aber immer noch nicht wieder in Hörnum angekommen.  Da half nur, wacker weiter geradeaus durch den Sand zu stapfen, da das Naturschutzgebiet Odde in der Mitte des Kaps nicht einfach so von der Seite betreten werden darf. Irgendwann sah ich Häuser, einen Durchgang durch die Dünen, einen schmalen Weg stracks bergauf. Es tat gut, wieder festen  Boden unter den Füßen zu haben und ich war froh, dass die schwarzen Wolken über mir noch dicht hielten. In Hörnum fiel ich in das nekstgelegene Café ein, setzte mich erst einmal ausführlich hin und bestellte mir Milchkaffee und -reis. Mmmmh lecker! Halbwegs erholt schluffte ich durch Hörnum, bestieg dann aber doch recht bald den Bus zurück nach Westerland, noch unschlüssig, ob ich mir abends das Biikebrennen, das am 21. Februar auf den nordfriesischen Inseln stattfindet, geben sollte. Das große Feuer am Strand hätte ich schon gern gesehen, auf den Grünkohl hinterher war ich nicht ganz so scharf, schließlich war Scholle beschlossen und verkündet. Ich entschied mich dagegen, zumal zu diesem Event ein ordentlicher Fußmarsch (Fackelzug) gehört hätte. Und dort Biiken = Baken verbrannt werden. Viel zu gefährlich also für gewisse Falter :-) Obendrein hatten meine appen Füße  ein deutliches Veto eingelegt.

 

Stattdessen bekam ich in einem der vielen Teeläden Tee zum Essen (mit Ingwerstückchen), kaufte noch das eine oder andere Souvenir und wunderte mich auf dem Weg zurück ins Quartier über so viel lautes Volk in der Stadt. Sch****,  Wochenende war ausgebrochen! Es war mir nicht mehr möglich, in der Stadt unbehelligt an den Strand zu gelangen, die Wachhäusschen waren mit bis an die Zähne bewaffneten Securitybeamten zwecks Gesichts- und Kurkartenkontrolle besetzt. So eine überflüssige Karte hatte eine Bakenfalter natürlich nicht - vielleicht hätten mir meine fast nie anwesenden "Gastgeber" eine solche verkaufen müssen, keine Ahnung. Also marschierte ich auf dem Landweg zurück ins Quartier, legte dort für zwei Stunden die platten Füße hoch und beschloss, erst kurz vor Sonnenuntergang wieder lebendig zu werden. Die schwarzen Wolken hatten sich nämlich verzogen und es war sowas von Wetter!!! Unglaublich, wie schnell sich das auf Inseln ändert.

Um kurz nach 17:00 schlotterte ich noch leicht verpennt wiederum zum Strand und hatte Glück - die Wachhäuschen so weit außerhalb des Zentrums waren noch nicht besetzt. Die Sonne zog alle Register, dennoch froren mir beim Fotografieren fast die Finger ab. Es war verflixt frisch geworden! Nachdem sich die Sonne verabschiedet hatte,  geriet ich in (die) Seenot. Total voll, das Restaurant - alles reserviert... Mist, ich hatte nicht bedacht, dass am Abend des Biikebrennens traditionelles Grünkohlessen angesagt ist. Doch schon wieder war mir das Glück hold, ich bekam einen für später reservierten kleinen Tisch für mich alle und ENDLICH die ersehnte Scholle. "And thanks for all the fish", konnte ich hinterher nur noch stammeln, so voll war ich. Zu dem riesengroßen platten Seeviech gehörten noch eine Schüssel Kartoffeln und eine Schüssel Salat - mehr ging beim besten Willen nicht einmal in eine ausgehungerte Piratte rein...


Nach diesem opulenten Mahl zog ich den Reißverschluss ganz hoch und ging noch einmal im Dunkeln an den Strand. Das Meer rauschte, der Wind pfiff, Sterne funkelten und ein kleiner Rest Tageslicht wurde von dicken Wolken nach und nach warm zugedeckt. Im Süden schien das Biikefeuer noch zu lodern. Schlotterkalt war es und doch wollte und konnte ich mich nicht trennen, ließ die vergangenen Tage Revue passieren und dachte nicht ohne ein bisschen Muffe an meinen neuen Job, den ich schon bald antreten würde. "You fought bravely", raunte Aragorns Stimme in mir. "Ich hab schon so viel geschafft. Nur Mut - das wird!", redete ich mir gut zu. Noch wollte ich mich nicht vom Meer verabschieden und so lief ich den Holzsteg bis zum nächsten Strandaufgang entlang. Nahm noch eine tüchtige Nase Seeluft mit und ging langsam zurück. Und freute mich auf eine Riesentasse Tee.

Uelzen liegt jetzt hinter mir, mehr als die Hälfte der Strecke nach Frankfurt ist geschafft. Der heutige Abreisetag gestaltete sich unspektakulär. Einpacken und Abreisen ist immer doof, aber auch das gehört dazu. Noch bin ich unterweks - und werde es hoffentlich bald wieder sein.

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