Do

18

Mai

2023

Hamburg, 13. und 14. Mai 2023

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So

06

Nov

2022

Welt in Aufruhr

Kunsthalle Schirn am 06. November 2022
Kunsthalle Schirn am 06. November 2022

 

Als bekennende Kunstbanausin halte ich mich weitestgehend von Museen fern. Anno 1986 waren meine Freundinnen  entsetzt, als ich mich im Pariser Louvre furchtbar langweilte und anstatt die Mona Lisa ehrfürchtig zu betrachten, die Größe ihres Konterfeis für sehr übersichtlich hielt. Vier Jahre zuvor hatte mir der Prado in Madrid schon besser gefallen, aber das lag wohl eher an der Begleitung meines sehr unterhaltsamen Noch-immer-Brieffreunds Miguel. Um das Städel hier gleich um die Ecke pflege ich große Bögen zu machen, da meine bisherigen Besuche dieser Institution erzwungen und öde waren.

 

Sonntag früh, am 6. November 2022, eilte ich jedoch aus freien Stücken, sehr gespannt und voller Vorfreude kurz nach dem Aufstehen in die Kunsthalle Schirn, denn schon die Ankündigungen der Ausstellung im Hochsommer hatten mich sehr neugierig gemacht, als ich meinen wunden Ole Cranon aka bursitischen Ellenbogen täglich an der Schirn vorbei zu ekligen Wundrevisionen in die Chirurgische Praxis mitten in der Stadt tragen musste.

 

Marc Chagall fasziniert mich bereits seit meiner Schulzeit. Zunächst widerwillig, dann mit immer größerem Interesse spazierte ich damals in der Mittelstufe zur Erstellung eines Referats in die Stadtbücherei, um kluge, nicht entleihbare Bücher über Chagall zu wälzen und Informationen zu sammeln. Seitdem schätze ich ihn sehr. Hinzu kommt, dass ich jahrelang den Kunstdruck "Le Violiniste Bleu" bei meiner Freundin Trudi bewundert hatte. Seit ihrem Tod im Juli 2011 belebt dieses Bild nun eine meiner Wände.

 

Ich hatte mich eingehend auf die Welt im Aufruhr vorbereitet und wusste, dass mich eine bislang nicht nur mir unbekannte, sehr düstere Seite Chagalls erwarten würde. Gerade dieser Aspekt beeindruckte mich sehr, ging es laut Feuilleton der FAZ vom 04.11.2022 doch um "Chagalls weniger bekannte Werke der 1930er- und 1940er-Jahre, in denen sich seine farbenfrohe Palette zunehmend verdunkelt". Also keine "folkloristische Gemütlichkeit" in heiteren Blautönen, nicht nur die viel zu oft betrachteten üblichen Kalenderbilder. In der FAZ hieß es weiter:

Dass Chagalls politische Bilder viel enger an seine jeweiligen biografischen Kontexte gekoppelt sind, namentlich an die am eigenen Leib erfahrene Todesbedrohung und die wiederholte Vertreibung, das verdeutlicht zu haben ist kein geringes Verdienst der Frankfurter Schau.

...

Der Maler war erheblich facettenreicher und politischer als angenommen. Das Elend von Vertreibung und Verlust der Heimat, von Pogromen und Holocaust spielt auf nahezu jedem der Bilder von 1930 bis 1948 – der Spanne der Schau – eine maßgebliche Rolle, wenn man die verborgene Ikonographie, wie in der Schirn durch die ausgestellten Zwischenstufen ermöglicht, zu "lesen" lernt."

 

Zu dieser Deutung von Motiven später mehr.

 

Der komplette FAZ-Artikel ist hier verlinkt.

 

Nun aber zu Chagalls Werken in der Schirn. Fotos der Bilder, die ich nicht selbst gemacht habe, sind mit © gekennzeichnet.

 

 

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Sa

09

Jul

2022

Bordsteinkrater

 

Liebes Tagebuch, 

 

anlässlich meiner aktuell laufenden eingehenden Prüfung der Zentralen Notaufnahmen (ZNA)  Frankfurts sind mir heute Nacht eklatante Unterschiede aufgefallen. Während sie mich am 1. Juni in der Chest Pain Unit des Bethanien kranken Hauses wegen meines im Nachhinein betrachtet relativ harmlosen  Herzrumpumpelns schnell zwecks weiterer Diagnostik  an die Station verkauft hatten, zeichnete sich die Gastfreundschaft der ZNA Uniklinik Frankfurt durch eine zeitlich sehr großzügige, allerdings reichlich unbequeme Beherbergung aus. Ankunft ZNA gestern Abend um 20:07, Entlassung gegen 02:15 heute früh. 

Ganz freiwillig hatte ich mich allerdings nicht auf diesen erneuten ZNA-Qualitätscheck eingelassen. Frau Bakenfalter hatte am frühen Abend auf dem Nachhauseweg von der Arbeit mal wieder "draußen gespielt" (Eingeweihte wissen, dass das mein Synonym für einen blöden Unfall ist). Mein gutes Ratt Herman und ich unterlagen in der sehr engen und stark befahrenen Ortsdurchfahrt von Sossenheim im Zweikampf mit einer niedrigen Bordsteinkante, d. h., dass Herman ins Schleudern geriet und ich mit ihm auf den Bürgersteig knallte. Hauptsächlich auf den re. Ellenbogen, aber auch auf andere Extremitäten und auch mein glücklichweise!!! behelmtes Rübchen touchierte kurz und heftig  den Bürgersteig, was zu vorübergehendem Cerebrummbrumm führte. Ein zur Hilfe eilender Radfahrer erschrak wegen des heftig blutenden Ellenbogens. Dieser sah mit Verlaub richtig Scheiße aus. Ein ekliger Krater zentral, ich befürchtete schon, den Knochen zu sehen. Nachdem ich die beiden potentiellen Ersthelfer getröstet und weggeschickt hatte, kümmerte ich mich um die Erstversorgung des blutenden Ellenbogens, was einhändig bei ordentlichem Wind nicht so einfach war. Aber schließlich gelang. Herman und ich waren nach kleineren Schönheitsreparaturen noch irgendwie fahrtüchtig und gelangten nach Hause. Hier war die 1. Prio selbstverständlich die Versorgung meiner verhungernden Kater. Danach wusch ich mir gründlich die Hände, reinigte diverse Wunden zunächst mit Wasser und fotografierte den Ekelellenkrater für meine Leibärztin Ines. In der Hoffnung, dass sie es nicht so schlimm finden würde. Danach Wunddesinfektion mit Kaliumpermanganat-Lösung und Anlegen von mit Betaisodona versehenen Verbänden. Das kann ich dank sehr viel Übung durch vorausgegangene Draußenspielereignisse richtig gut. Danach hatte ich furchtbar Hunger und verzehrte allerhand. Kaum war ich satt, rief Ines an und bat mich eindringlich, den Ellenbogenkrater unverzüglich in die nekste Notaufnahme zu bringen. Was ich nach anfänglichem Trotzprotest auch tat... 

 

Die Stunden in der ZNA zeichneten sich durch ätzendes Warten in teilweise sehr unangenehmer Gesellschaft aus. Zwei Hubschrauber, diverse RTWs und einige Stunden später kam ich dran, wurde untersucht, geröntgt und durfte weiter warten, bis der Ekelkrater weit nach Mitternacht sehr professionell  (und trotz Betäubung ganz schön schmerzhaft) chirurgisch versorgt wurde. Gebrochen war nix, aber die versorgte tiefe Wunde am Gelenk musste für 5 - 7 Tage ruhiggestellt werden und so erhielt ich die schön wärmende Oberarmgipsschiene. 

Seitdem übe ich Rechtshänderin mich in Improvisation. Schließlich mussten Herman und ich nach 2 Uhr nachts wieder nach Hause kommen. Ich hätte ihn nicht vor Haus 23C seinem Schicksal überlassen können und so schritt ich beherzt zu Fuß mit ihm eine gute halbe Stunde durch das nächtliche Sachsenhausen. Den Gipsarm hatte ich dabei lässig auf dem Lenker geparkt, was zwei Polizeistreifen ganz interessant fanden. Gegen 03:00 Uhr (endlich zu Hause) erzählte ich Ines über das Festnetz von Bakenflatters neuesten Abenteuern.  Mein Handy hatte sich schon Stunden vorher verabschiedet. 

 

Heute geht es mir gar nicht mal so schlecht, nachdem Arm und Schulter mich zunekst nicht schlafen ließen. Die verordnete Antibiose, Pantoprazol und Ibu 600 habe ich aus der Apotheke geholt, nach einem späten Frühstück eingeworfen und übe mich nun in der Bewältigung des Haushalts etc. pp. mit Gipsarm. Katerse verlangen Aufmerksamkeit und Schmuseeinheiten (Joschij wärmt mit gerade hilfsbereit den Schoß) und ich freue mich schon sehr darauf, meine ZNA-Studien morgen Vormittag fortführen zu dürfen. Die unter der 2 m dicken Verbandsschicht eingelegte Lasche zur Wunddrainage muss dann  raus...

 

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Mi

29

Jun

2022

Liebes Tagebuch

Drewoldke, 28. Juni 2022

Liebes Tagebuch, 

nachdem vor zwei Jahren der gesamte Campingplatz Drewoldke wegen der quietschenden und Moonwalk tanzenden Nestlinge der Waldohreulen Ornithologe war, verdingten wir uns gestern kollektiv  als Seenotretter.  Der Tauchschrat, unser Nachbar vom letzten Jahr, der sich stets für seine ultrakurzen Tauchgänge (maximal 7 Minuten) aufwendig zu neoprenieren pflegt, guckte gestern auf dem Weg in den baltischen Ozean nicht durch seine Taucherbrille, sondern sehr konzentriert durch ein Fernglas, ließ sich von einem anderen Camper seine Beobachtung bestätigen und telefonierte daraufhin angespannt. Ines und ich folgten

nackichten Auges der Blickrichtung unserer Nachbarn und nahmen schließlich ebenfalls sehr, sehr weit draußen auf dem Meer einen verirrten SUP wahr, der sich offensichtlich überschätzt hatte und nun nicht mehr zurück konnte. SUP??? Liebes Tagebuch, das ist eine neumoderne Spochtart. Stehpinkler  befestigen Boards an ihren Fußgelenken, lassen diese zu Wasser, klettern drauf und rühren mit wichtigen Mienen und ihren Paddeln schließlich Gewässer um. Dabei kann man schon mal auf Abwege kommen, insbesondere, wenn sich der Teich vor der Haustür als Meer mit Strömungen entpuppt. Unser verlorener SUP machte einen verzweifelten Eindruck. Offensichtlich hatte er sich inzwischen  erschöpft auf sein Brett gekauert. Immer mehr Campingnachbarn bangten mit ihm und die gemeinsame Erleichterung, als schließlich die professionelle Seenotrettung den Verzweifelten an Bord nahm, war riesengroß. 


Den Rest des Tages erholten Ines und ich uns von den Aufregungen und dümpelten turboentspannt in unseren Hängematten und am Strand herum. Abends radelten wir zwecks Fish'n Culture nach Altenkirchen. Der Dorsch war lecker, die Kultur (eine Cellistin gab in der wunderschönen alten Kirche ein Solokonzert) ähm ... interessant. 


Besonders die eigens für sie komponierte  Neue Musik. Mir war der anfangs zu Gehör gegebene olle Bach lieber. Ines' Grinsen kurz vor dem finalen Quietsch hätte mir zu denken geben sollen. Jehntfallz bat sie mich beim Verlassen der Kirche nach einer guten Stunde (zum Glück dauerte das Event nicht noch länger)  um einen Moment meiner Aufmerksamkeit und erörterte bei einer Zigarette unter der Dorflinde sehr anschaulich ihre zu den Klängen der Neuen Musik des letzten Cellostücks visualisierten Eindrücke:

"In einer lichten Vollmondnacht streichen die Geister von Schloss Spycker wihimmernd durch die Trauerweiden am Spycker See und der Stönk (ekelwidriger, im Brackwasser der Rügener Bodden dahinvegetierender  Amphibienfisch, der uns bei unserer Anreise angesichts eines tatsächlich Richtung Stönkvitz weisenden Verkehrsschildes ansprang) erhebt sein hässliches schleimiges Haupt aus dem stinkenden Boddenschlamm."

Ein aus dusteren Wolken grollender Donner war das! Zeichen, unsere lästerlichen Lachsalven vor der Kirche zu unterbrechen  und zickzack vor den dräuenden Gewittern zu fliehen. So schnell waren unsere Ackergäule (Mieträder) noch nie! Die heftigen Unwetter tobten sich freundlicherweise  erst richtig aus, als wir uns in unserem Zelt in schlotterige Sicherheit gebracht hatten. 

Heute früh war das Wetter noch immer sehr düsterlich, bekam am späteren Vormittag aber  wieder sehr viel bessere Laune, so dass wir zu unserer geplanten Radtour um das Nordkap (Rügens) aufbrechen konnten. Nach den nächtlichen Unwettern zeigten sich die Landschaften frisch gewaschen und verwöhnten uns mit überwältigend schönen Bildern.


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So

26

Jun

2022

Drewoldke, 26. Juni 2022

Liebes Tagebuch, 

heute ist Sonntag und daher besteht die klare Indikation, erst einmal abzuwarten, ob aus dem faulen Sonntagmorgen auch ein Lazy Sunday Afternoon wird.  Die kemeinen Kampfkrakrähen planen schon wieder die nächste Verschwörung in den Disziplinen Müllplündern und kezieltes Kopfkacken. Wenn eine krakehlende Kampfkrähe auf dem Ast über dir kurz den Schwanz lüpft,  ist es schon fast zu spät, es sei denn, der Kamikazesprung  in die Dünen gelingt oder der  Wind korrigiert den Kollisionskurs des Kackgeschosses wie vor ein paar Tagen, als meine nicht vorhandene Frisur verschont blieb. Gehn wir bald ins Wasser und was gips heute Ahmt zu essen sind die Fragen, die wir diskutieren könnten, wären wir in unseren Abhängematten nicht viel zu bräsig dazu. 

Heute bin ich aus Gründen schon um Viertel vor 4 aus der Penntüte gefallen. Was für ein Geschenk! Draußen dachte die Sonne ehmtfallz über das Verlassen ihres Wolkenbettchens nach und hüllte dieses in einen orangen Schimmer, während mir dämmerte, dass die vielen Mouches Volantes, die mein schläfriges Hürn mir vorgaukelte, kleine Fledermäuschen beim Frühstücksflug vor dem Schlafenhängen waren. Zum Glück wurde Ines ehmtfallz aus Gründen wach, als ich zurück in meine Penntüte krabbelte und konnte die Fledermäuschenchoreo  im Morgenlicht  bewundern.

Sa

25

Jun

2022

Drewoldke, 25. Juni 2022

Liebes Tagebuch, 


heute bin ich schon um kurz nach 5 aus meiner Penntüte ausgestiegen, weil es mir zu warm geworden war. Draußen war es auch nicht viel kühler und so beschloss ich, spazieren zu gehen. Die Sonne und das Meer waren schon längst wach. Es war schön, kurz vor nassen Füßen am Strand entlang bis Juliusruh zu laufen. Ein Admiral fuchtelte mit seinem Fernrohr herum, ignorierte mich Freibeuterin jedoch. Sonst wäre ich noch unter Deck gelandet und zum Kartoffelschälen verknackt worden. ... stattdessen lief ich blümchenzählend  an einem großen Meister Hoppel und einer entzückenden Miez mit Knöttergesicht  vorbei  zurück zu unserem Zelt und kochte Kaffee. Nachdem Rumpentrumpens ihre Betriebstemperatur erreicht hatten, begann der Badetag. Ines lachte, als sie mich polychrom von der Sonne Verbrutzelte/Vernachlässigte im Badeanzug sah und bezeichnete mich als Fürst-Pückler-Eis. Besonders die radlerhosenbedingte klare Trennung zwischen Vanille und Erdbeere rechtfertigte ihren treffenden Vergleich. Am schicksten passten noch meine Schokoladenarme zum türkisen Badekleid.  Gackernd enterten wir die Fluten  und selbst ich wurde ausnahmsweise sehr schnell richtig nass. Nach dem 1. Schlottern und Japsen machte das Schwimmen sehr viel Spaß. Danach waren wir durch das vom Sturm der letzten Tage aufgewühlte Suppengrün noch dreckiger als zuvor, so dass wir obendrein zum Äußersten schreiten und ordentlich duschen mussten. Jetzt sitzen wir sauber und artig am Tisch und benehmen uns vorübergehend gut.

Fr

24

Jun

2022

Blue Friday

Fr

03

Jun

2022

Wenn der blaue Strich bis zur Pumpe geht,

dann ist das Herzchen besoffen.

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Sa

25

Dez

2021

Weihnachtsmorgen

 

 

Ergriffen gucken meine Piratennasen in unseren ausladenden Baum und schnuppern den Geist der Weihnacht(sleckerlinge). Friedliche Entspannung ist im Hause Bakenfalter eingekehrt, nachdem der heilige Abend einem sehr spochtlichen Sieben- bis achtkampf mit Aufräumen der Lotterbude, einem Ritt mit Lord Voldemort, unserem verhassten Staubsauger, durch dieselbe, einem beherzten WISCHyouamerryXmas-Mopping gefolgt von einem Kochduell gegen die Zeit gefolgt war. Das abschließende Duschen, ein vergebliches Kreieren einer Frisur und rechtzeitig ins Weihnachtskleidcheneinsteigen waren eine Punktladung, kurz bevor meine Weihnachtsjungs pünktlich um 16:00 Uhr eintrafen.

 

"Und jetzt machen wir es uns so richtig gemütlich" (O-Ton Mutti Hoppenstedt) haben wir dann aber sowas von verwirklicht. Nach dem zweiten Eimer Kaffee waren meine Lebensgeister zurückgekehrt und ich hatte mit Filius und seinem Verlobten sehr viel zu lachen, besonders, als sie androhten, zur Einleitung der Bescherung ein Gedicht zu rezitieren (es lief auf ZickeZackeHühnerkacke hinaus) und ein Liedchen intonierten. Nachdem ich u. a. einen Loriot-Kalender ausgepackt hatte, leistete uns Familie Hoppenstedt via Mediathek Gesellschaft. Ufftata - früher war mehr Lametta. Und das Essen stand damalz! pünktlich auf dem Tisch. Hiervon war mein Backofen allerdings nicht unbedingt zu überzeugen und so wurde es noch einmal spannend, bis das Menü servierfertig war. Feldsalat mit Granatapfelkernen und Feta (als Ersatz, denn dem Mozzarella war schlecht) sowie Paprikahähnchenschnitzel mit extraviel Gemüse aus dem Ofen und Reis für die Jungs kamen gut, so dass mein ursprünglicher Plan, den Rest der Sahnesünde heute zu verzehren, nicht aufgeht :-) Das Dessert (selbstgebackene Lebkuchenbrösel mit Sahnequark und Himbeeren in Einmachgläschen geschichtet) passte aber trotzdem noch in uns alle rein und die angeregten Tischgespräche gingen weiter, bis die Herren gegen 21:30 Uhr wieder nach Hause fuhren. Schade, dass meine liebe Ines gestern nicht dabei sein konnte - wir haben sie alle vermisst, wobei sie und ich glücklicherweise ab Mittwoch die Feierlichkeiten wieder aufnehmen werden. Das ist (k)eine Drohung :-D

 

Auch wenn es nicht unbedingt besinnlich zuging, habe ich den Nachmittag und Abend mit meinen Jungs und zwei dank Katzenminze wieder einmal total bekifften Katerchen unendlich genossen.

 

Und so wünsche ich uns allen, dass sämtliche schon viel zu lange unser tägliches Leben beeinträchtigenden Widrigkeiten es nicht schaffen, uns die Freude zu nehmen.

Di

27

Apr

2021

Voll auf die Umme

 

Guten Morgen Welt,

 

offenspürlich war ich gestern in einen kefehrlichen Boxkampf verwickelt. Große Faust vs. Bakenfalterzifferblatt, also voll auf die Umme. Nach fast einem Jahr coronabedingter Zahnarztabstinenz hatte Doc Palme die Gelegenheit, sich in meinem Maul nach Herzenslust auszutoben, begeistert genutzt. Baustellen gab es genug! Meine einzige Bedingung vorher (als ich noch sprechen konnte...) war, mich nach allen Regeln der Maulbetäubung abzuschießen. Nur mal eben schnell oben schleifen - VERGISSES!!!

 

Gut 90 Minuten, 2 Leitungsanästhesien und mehrere Infiltrationsnarkosen später hatte ich gefühlt zwei taube Autoreifen im Gesicht, meine Zunge vermochte nur noch zu lallen und die Kiefergelenke waren ausgeleiert. Alles FERTSCH, vor allem ich. Doc Palme hat ganze Arbeit geleistet und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Das waren mindestens drei ZA-Termine in einem.

 

Ines hatte diesen medizinischen Nahkampftag für mich organisiert und dafür gesorgt, dass ich überall pünktlich ankam, indem sie mich durch Leipzig kutschierte, so dass ich keine Öffis nutzen musste. Los ging es frühmorgens in ihrer Praxis, wo sie mir genussvoll (ich sah das anders!) in der Nase popelte. Der Corona-Schnelltest war negativ, also musste ich tatsächlich zum Zahndoc. Auf meine gewohnt wortkarge Art hatte ich bereits am Vortag meine diesbezüglichen Bedenken für mich behalten und auch auf der Fahrt in die Stadt schwieg ich mich aus und hatte keinerlei Ausreden... (Danke, Ines, dass Du meine ... wenigen Äußerungen ertragen hast!!!).

 

Nach dem K.O. bei Doc Palme holte sie mich ab, kümmerte sich liebevoll um mich Lallende, bevor sie mich um 13:00 Uhr zu ihrer begnadeten Physiotherapeutin fuhr. Hier erhielt ich die erste genial fachkundige Massage meines Lebens. Alle meine Schulter- und Nackenmuskeln sind jetzt glücklich und haben einen kleinen Kater. Auch der Restrücken hatte etwas davon und ich freue mich sehr, dass Ines  mir schon letztes Jahr insgesamt vier von diesen Events geschenkt hatte. Bisher konnte ich sie aus Gründen nicht wahrnehmen. Die FFP2-Maske nervte zwar ein wenig, aber was sein muss, muss sein. Vielleicht hätte ich sie morgens einfach aufbehalten sollen...

 

Nach einem sehr erfüllten Wochenende brachte mich ein auf die Hälfte reduzierter ICE wieder nach Hause. Sauerei, denn die 1. Klasse war viel voller als auf der Hinfahrt. Dennoch hatte ich hoffentlich genug Platz um mich herum. Die Tatsache, dass obendrein irgendein doofe Bahn beauftragter Hansel mit mir eine Umfrage durchführen wollte, quittierte ich nach den ersten zwei dummen Fragen mit der Weigerung, weitere zu beantworten. Ich glaub es hackt!

 

Schließlich wanderte ich nach einer beinahe pünktlichen Ankunft in Frankfurt mit meinem Köfferchen zu Fuß nach Hause. Der Vollmond schien mir dabei grinsend ins Gesicht und als ich nach 40 stramm marschierten Minuten zu Hause bei meinem eloquenten Katerchen angekommen war, schätzte ich mich glücklich - auch über die Tatsache, dass unsere neue Katzensitterin ganze Arbeit geleistet hatte.

Heute früh bin ich vor allem froh darüber, den Rest der Woche nach sehr langer Zeit endlich mal wieder nicht arbeiten zu müssen. Der Knockout von gestern wäre da auch nicht so förderlich, denn mir tut alles Mögliche und Unmögliche weh und ich bin furchtbar müde.

 

Liebe Ines, ich danke Dir herzlich für Deine liebevolle Betreuung (und die Konsequenz, mich bei Doc Palme tatsächlich bis zum Praxiseingang zu geleiten LOL). Ich habe das Wochenende mit Dir so sehr genossen und hoffe, dass bald auch wieder bessere Zeiten kommen werden, in denen wir uns öfter sehen können. 
Und wieder in den Thümmlitzwald fahren...

 

Lochstein im Thümmlitzwald
Lochstein im Thümmlitzwald
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Sa

13

Mär

2021

Dritte Welle

 

 

Selbst RKI-Chef Lothar Wieler, dessen zögerliche Haltung hinsichtlich der "unbedeutenden Rolle" von Kindern und Jugendlichen im Infektionsgeschehen bisher eine fahrlässige war, musste in der gestrigen Pressekonferenz zur Corona-Lage in Deutschland endlich! klare Worte formulieren und vorschlagen, dass Schließungen eine gute Idee wären.

 

"Wären" - der Konjunktiv impliziert das gewohnte Zögern. AUF WAS WARTEN "die Politiker" NOCH? Was begründet ihr Unvermögen, pragmatischen Experten wie Prof. Drosten rechtzeitig wirklich zuzuhören und das Gehörte sinnvoll umzusetzen...??? Prof. Drosten hatte bereits im Juni 2020 vor der 2. Welle gewarnt. Jetzt verschlingt uns bereits die dritte...

Ich fühle mich in diesem unseren Land im Stich gelassen.

 

#Scheiß_was_auf_die_Wahlen, was natürlich nicht bedeuten soll, dass mich meine Politikverdrossenheit dazu bringt, nicht zu wählen, denn es geht mit Sicherheit noch schlimmer.

 

Ich bin so unendlich wütend auf die uns Regierenden.

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So

14

Feb

2021

14. Februar 2021

 

Karnevalssonntag am Canale Grande - das war letztes Jahr, als Corona im Veneto Ines und mich nach nur 23 Stunden aus Venedig vertrieben hatte. 

Auch an diesem Karnevalssonntag war ich ausführlich am Wasser. Corona ist nach wie vor eine gefährliche Bedrohung, aber eine Flucht inzwischen nicht mehr möglich. Abstand, Isolation, Mundschutz, immerwährende Vorsicht, mit mir Alleinsein - alles nicht schön, aber es lässt sich irgendwie damit leben. Und das Draußensein genießen, kurz nachdem die Sonne aufgestanden ist, frühmorgens um halb Acht, bevor hier zu viele Menschen unterwegs sind.

 

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So

24

Jan

2021

Blau!

 

Mein knallrotes Sofa war eine Institution.

Es zog vor vielen Jahren bei mir ein. Damals war Robin Hund, die beste Schlotterbacke von allen, ein rüstiger Rentner, der das neue Möbelstück mit dem nötigen Respekt bewohnte und es weitestgehend in Ruhe ließ. 

 

Als kurz nach seinem Tod einige Jahre später die Piratenkater einzogen, musste sich das immer noch sehr schöne rote Sofa jedoch warm anziehen. Denn die kleinen Monster erwiesen sich als sehr kreative Innenarchitekten, die das arme Sofa fortan ihren Bedürfnissen anpassten. Ich hatte jedoch Glück und durfte es auch noch bewohnen, wenn sie mir genug Platz dafür ließen. 

 

Zwei artige kleine Kater aus dem Waisenhaus  - kurz nach ihrer Ankunft im September 2013
Zwei artige kleine Kater aus dem Waisenhaus - kurz nach ihrer Ankunft im September 2013
Drei Wochen Schonfrist gönnten sie mir, bevor sie mir und dem Sofa zeigten, was es bedeutet, von Katern besessen zu sein...
Drei Wochen Schonfrist gönnten sie mir, bevor sie mir und dem Sofa zeigten, was es bedeutet, von Katern besessen zu sein...
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Sa

31

Okt

2020

Chatting with a c(r)ow

  

Endlich wieder unterweks mit Herman, meinem guten Ratt. Die ausführliche Bewegung, die strahlenden Farben sowie berührende Begegnungen waren Balsam in Zeiten von Isolation und Einsamkeit. Nur gut, dass ich ein introvertierter Mensch bin. Dennoch tut Corona Menschen in einer Fernbeziehung richtig weh.

 

Heute habe ich das Rad bzw. seinen Weg nicht neu erfunden. Ich liebe es nun einmal, am Wasser entlang zu fahren und so zog es mich wieder einmal an Main und Nidda. Und an den Sulzbach :-)

 

 

Mein guter Herman
Mein guter Herman
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Mi

09

Sep

2020

Sieben Radieschen

 

"Oink?!", fragte mich das Künsterlerschwein auf der Mörfelder Landstraße, als ich an ihm vorbeihuschte.

"Eberbach", antwortete ich freundlich.

"Die Antwort ist korrekt, eine gute Wahl", grunzte die Sau zufrieden. "Sieh zu, dass du Land gewinnst, der Zug wartet nicht", hörte ich noch, als ich Richtung Südbahnhof galoppierte. Ich war tatsächlich spät dran - immerhin mussten die sieben Radieschen, vier Tomaten, dick belegte Käsebrote und der feine Joghurt mit frischen  Himbeeren zunächst noch eingetopft werden, nachdem ich einigermaßen verpeilt zu spät aufgestanden war. Nur gut, dass ich die Zugtickets schon am Vorabend gekauft hatte, denn ich kenne meinen faulen Schweinehund nur zu gut, der mir jeden Morgen suggeriert, dass diese Woche Urlaub ist und daher keinesfalls aufgestanden werden muss.

 

Die Bahnfahrt war angenehm - es war nicht zu voll im IC und in der S-Bahn von Heidelberg nach Eberbach, die Masken wurden sogar am Frankfurter Hauptbahnhof von fast allen getragen. Auffällig war lediglich, dass vor allem jüngere männliche Zeitgenossen ihre Zinken raushängen lassen mussten. 

 

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So

10

Mai

2020

Sonntag früh oder der Wetterbericht hat Recht gehabt

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So

19

Apr

2020

Heute ist morgen schon gestern

 

Frisch geschlüpfte Buchenblätter liebe ich. Sie sind unglaublich weich und zart.

 

Heute früh konnte ich mich wieder darüber freuen, nachdem der gestrige Tag zunehmend einsamer, hoffnungsloser, schwärzer geworden ist. Solange ich viel zu tun hatte, war der Samstag durchaus in Ordnung. Frühmorgens, bevor das Gutbürgertum aufwacht, einkaufen, die Beute in meinen Bau schleppen, einräumen, aufräumen, putzen, waschen... so vieles bleibt liegen, obwohl ich jetzt schon fast drei Wochen ausschließlich von zu Hause aus gearbeitet habe. Home Office - Fluch und Segen zugleich. Von vielen als verlottertes Faulenzerdasein bespöttelt bringt es für mich sehr viel mehr Stress als das Arbeiten im Büro mit sich - mit sehr vielen Überstunden. Sogar die österlichen  Feiertage waren mir nicht heilig, zu viel war zu tun... Vor allem die inhaltliche Arbeit an meinen neuen Össipharm-Studien schrie geradezu nach Ruhe und voller Konzentration, denn zu viel Neuland wollte verstanden und umgesetzt werden.  Auf der einen Seite war das gut und richtig so, auf der anderen Seite jedoch kam mein Hamsterrad nicht zur Ruhe, zumal es sich ab Dienstag noch viel schneller als sonst drehte. Ich habe viel geschafft bis Freitagabend - aber noch lange nicht genug...

 

Darum hielt ich es gestern für eine gute Idee, nach so vielen Wochen endlich mal eine richtige Pause einzulegen. Mich nicht mehr ständig getrieben fühlen zu müssen. Nicht nur vom Job, sondern auch von meinem bewegungsintensiven neuen Lebenswandel, der neben den vielen tollen Errungenschaften (sehr erfreulicher Gewichtsverlust, Freude an der Bewegung, viel bessere Beweglichkeit als all die Jahre zuvor) auch zu einer angeknacksten und nach wie vor regelmäßig motzenden Rippe, heftigen Beschwerden in den Kniegelenken und revoltierenden Achillessehnen beidseits geführt haben, nachdem ich die täglichen Schritte ein wenig übertrieben hatte und  dabei erfolgreich auf die Schnauze gefallen war). Drum beschloss ich gestern Nachmittag nach getaner Hausarbeit,  nichts mehr müssen zu müssen und ging einfach ins Bett, um einen ausführlichen Mittagsschlaf zu halten. Sch*** was auf die fehlenden Schritte...

 

Als ich gegen 18:30 Uhr wieder aufstand, fühle ich mich zunächst wunderbar erholt. Aber dann kippte die Stimmung. Die Frei/h\z/eit zeigte ihre düsteren Schattenseiten, nachdem der Halt des untermüdlichen Hamsterrades weggefallen war. Stattdessen ein ungewohntes InneHALTen, ohne unter Zeitdruck die nächsten Prioritäten setzen und Entscheidungen fällen zu müssen. Bedrohliche Gedanken gewannen zu viel Raum, füllten mich aus, ließen sich durch den Mangel an Stress nicht einfach so wegschieben.

 

Natürlich habe ich Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus. Noch mehr Angst habe ich davor, dass es meine Lieben schwer erwischt, ihre Leben bedroht. Es ist eine Zumutung, dass Ärzte Patienten mit "leichten"? Atemwegserkrankungen ab morgen nicht mehr telefonisch krankschreiben dürfen. Ich will nicht, dass Ines mit COVID-19 infiziert wird... 

 

Im Verlauf des Abends wurde mir mein schon seit unserem Venedig-Abenteuer im Februar bestehendes Alleinsein schmerzhaft bewusst. Unterbrochen wurde es lediglich am Gründonnerstag, als Filius mich für wenige Stunden besuchte. Ansonsten bin ich allein. Jeden Tag, jede Nacht. Zunächst habe ich es bei all dem Stress im Job als angenehm empfunden. Introvertierte haben Hochsaison, ENDLICH Ruhe! Ich wusste mein Alleinsein zu genießen, war froh, dass nur meine Piratenmonsterchen mir Gesellschaft leisteten.

 

Gestern tat die Einsamkeit auch körperlich weh. Sie wäre leichter zu ertragen, wüssten wir, wann die sozialen Einschränkungen wieder aufgehoben werden können, ohne jemanden zu gefährden. Seine Unberechenbarkeit macht dieses Virus so perfide. Es wiegt uns in vermeintlicher Sicherheit, gaukelt uns vor, "doch gar nicht so schlimm" zu sein, versucht, die sinnvolle Prävention lächerlich dastehen zu lassen. Um sich dann zunächst unbemerkt zu verbreiten, sich bewirten und mästen zu lassen, derart an Fahrt aufzunehmen, dass sich seine Lawine nicht mehr aufhalten lässt. 

 

Es ist verdammt noch mal zu früh, zur Normalität zurückkehren zu wollen. Unser altes Leben ist vorbei, wir bekommen es nicht wieder zurück. Das Virus ist stärker als wir, hat einen längeren Atem,  vermag uns zu töten, wenn wir es nicht ernst genug nehmen. Wenn diejenigen, die jetzt  alle Vorsichtsmaßnahmen für übertrieben halten und lautstark nach dem Exit aus dem Lockdown rufen, einsehen, dass sie gestern - also heute -  im Unrecht waren, ist es zu spät. 

 

Reason-Ability NOW! Die Freiheit, die vorzeitige Lockerungen des Lockdowns bringen würden, wäre eine flüchtige.

 

Die Diskrepanz, einerseits lediglich von einem Tag zum nächsten planenzu können und andererseits zu wissen, dass uns die Seuche noch viele, viele Monate oder sogar Jahre unsere  Freiheit nimmt, ist nur schwer zu ertragen. 

 

Bisher habe ich diese Gedanken wahrgenommen. Aber nicht zugelassen, dass sie mir zu nahe kommen. Ich hatte keine Zeit dazu, scheute die ausführliche Konfrontation mit ihnen. Gestern haben sie mich mit voller Wucht niedergeschlagen, haben mir Angst gemacht, mich immer wieder weinen und schließlich sehr unglücklich ins Bett gehen lassen. Auch dort ließen sie mich nicht los, wurden im dunklen Zimmer für viele Stunden noch bedrohlicher. 

 

Nach dem Aufstehen heute früh ging es mir nicht wesentlich besser. Nach dem dritten Eimer Kaffee beschloss ich, trotzdem weiterzumachen. Nicht zu resignieren. Zog mir meine Schuhe an, lief durch den Morgennebel den Sachsenhäuser Berg hinauf in den Wald, den ich fast für mich alleine hatte. Und versank in tröstendem, intensivem Grün. 

 

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Sa

04

Apr

2020

Vom Dach steigt Rauch

Corona verlangt Disziplin. Sehr viel sogar. Auch - und gerade weil - ich in der glücklichen Lage bin, "systemrelevant" arbeiten zu dürfen. Vorwiegend im Home Office als Projekt-Managerin in der Klinischen Forschung, genauer gesagt im Bereich  Clinical Supplies.  Die Anforderungen sind zur Zeit noch größer als sonst, da der Versand von Medikamenten (nicht nur von Studienmedikamenten) in die ganze Welt durch die virusbedingten Restriktionen in der Logistik von Tag zu Tag komplizierter wird und neue Prozesse schnellstmöglich implementiert werden müssen, wie z. B. DTP (direct to patient) Lieferung, weil vielen Studienpatienten nicht mehr zugemutet werden kann, Arztpraxen und Krankenhäuser aufzusuchen. Für mich bedeutet Home Office mindestens 9 - 10 Stunden Arbeit pro Tag unter erschwerten Bedingungen. Sicher, das ist Jammern auf hohem Niveau. Ich weiß es durchaus zu schätzen, weiterhin arbeiten zu dürfen, auch wenn das sehr plötzlich vorbei sein kann, falls unser Lager bzw. die Produktion geschlossen werden müssen. Die Nerven liegen jeden Tag ein bisschen blanker, was nicht nur in den unzähligen Online-Meetings, Videokonferenzen oder am Telefon deutlich spürbar ist, sondern noch viel mehr an dem einen Tag pro Woche, den ich in der Firma verbringe.

 

Zwecks Erhaltung der seelischen und körperlichen Gesundheit muss daher ein Ausgleich her. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich schon Anfang Januar mit meinem "neuen Lebenswandel" sprich Gewichtsreduktion durch Ernährungsumstellung mit sehr viel Bewegung begonnen und mich bis zum gewaltsamen Eindringen des Virus in unser aller Leben daran gewöhnt hatte.

 

Daher zwinge ich mich jeden Morgen  dazu, noch vor dem Wachwerden/Frühstück in mein Home Office Outfit (Jeans, Shirt) sowie in meine Wanderschuhe zu klettern und spätestens um 07:00 Uhr loszulaufen. Auch wenn ich ums Verrecken keine Lust dazu habe... nicht nachdenken, anziehen und einfach der Müdigkeit zum Trotz rausstolpern...

 

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Di

25

Feb

2020

Venezia andata e ritorno -

un viaggio sull'acceleratore notturno

 

 

Venedig hin und zurück - eine "Reise im nächtlichen Zeitraffer" umschreibt unser viel zu kurzes Abenteuer in Venedig sehr treffend. Ursprünglich geplant war folgendes: Anreise mit dem Nachtzug Samstagabend, 22. Februar 2020 ab München, Ankunft Venedig Sonntag früh um 08:30 Uhr, Venedig inhalieren und genießen bis Donnerstagabend, 21 Uhr, bevor wir wieder den Nachtzug geentert hätten. Also heute in genau 12 Stunden.

 

Tatsächlich haben wir Virus sei Dank Venedig bereits nach 23 viel zu kurzen Stunden mit dem Flugzeug fluchtartig verlassen und sind 24 h nach unserer Ankunft am Montag schon wieder in Ffm gelandet. Am Sonntag wurde der Karneval in Venedig von den Behörden wegen Corona für beendet erklärt und Sonntagnacht hatte Österreich wegen zwei Fiebernden im Nachtzug den Zugverkehr am Brenner bis auf weiteres gesperrt. Das und die hysterischen Maßnahmen im Veneto  wegen der gehäuften Corona-Fälle dort, die wir im italienischen  Fernsehen mitbekommen hatten,   bewogen uns noch vor Mitternacht, Flüge zu buchen, bevor es zu spät für eine Ausreise sein würde. Wir wollten weder in Venedig im Hotel noch in Österreich noch in München unter Quarantäne gestellt werden. 

Ein sehr abruptes und trauriges Ende einer wunderschönen Reise. Venedig hat mich in den wenigen Stunden zutiefst berührt. Dennoch war das die richtige Entscheidung.

Unser Vorgehen war zweifelsohne richtig - dennoch hätten wir beide diese fünf Tage Ausstieg aus unseren stressigen Alltagen und den Genuss der venezianischen Morbidität so sehr gebraucht. Die letzten Wochen hat uns beide die Vorfreude auf Venedig durchhalten lassen. Das abrupte und traurige Ende dieser wunderschönen Reise tut weh und lässt sich nicht mit "schönen" Unternehmungen in Frankfurt oder Leipzig kompensieren.

 

Uns kann niemand die berührenden Eindrücke und Erlebnisse vom Sonntag nehmen - auch wenn im Verlauf des Nachmittags das Bedrohliche in Form von Zeitungsmeldungen und hysterischer Berichterstattung im italienischen Fernsehen näher rückte. Wir hatten beschlossen, am Montagmorgen die Situation neu zu evaluieren, zogen uns in unser wunderschönes Klosterhotel mitten in der Stadt zurück, dümpelten noch ein wenig auf den bequemen Betten herum und machten schon gegen 19:00 Uhr das Licht aus...

 

Gegen 22:30 weckte mich ein fieser Krampf im Bein, der sich im Liegen nicht lösen ließ. Ich lief im Zimmer herum, freute mich unglaublich darauf, bald weiter zu schlafen, um mich am Montag ausgeruht von Venedig erobern zu lassen... Auf der Bettkante las ich dann eine besorgte Nachricht meiner Kollegin Sabine. Ines wurde wach, fragte mich, was denn los sei. Ich beruhigte sie, sagte ihr, dass ich mich gleich auch wieder hinlegen würde. In diesem Moment rief mich mein Filius Benni, der Lokführer, an und erzählte mir, das Österreich den Zugverkehr zurück nach Deutschland am Brenner unterbrochen hatte. Wir redeten lange und sehr ernsthaft miteinander. In mir brüllte alles "NEIN, wir bleiben hier, ich will noch nicht wieder zurück!!!" Ich versuchte, Bennis Sorge, dass wir uns anstecken könnten, zu relativieren. Wir erwogen Möglichkeiten, wie wir im Notfall - wenn unser Nachtzug nicht fahren würde - eventuell früher nach Hause kommen könnten und ich versprach Benni, dass wir keine unnötigen Risiken eingehen würden. Nur zögernd ließ er sich darauf ein, das Gespräch zu beenden...

 

Danach war an Schlaf nicht mehr zu denken.

 

Sicher - uns ist (bisher) nichts Schlimmes passiert, wir sind sehr schnell und heile wieder zu Hause angekommen. Dennoch - die Realität hat uns vorzeitig wieder in ihren Klauen. Unser wahr gewordener Traum endete brutal und viel zu früh. Wir fühlen uns um wunderschöne Stimmungen im Nebel, pastellfarbene Melancholie, Spaziergänge mitten in der Nacht durch unheimliche Gassen, die Friedhofsinsel, das jüdische Ghetto, die Synagogen, den Duft der Vergänglichkeit an den Kanälen, das lautlose Gleiten der Gondeln, die Stille abseits der Menschenmassen, Perlmutt-Palazzi, die von längst vergangenen, prachtvollen Zeiten erzählen, die liebenswerte Freundlichkeit der Venezianer, die uns unterstützten, wo sie nur konnten, ihre Herzlichkeit mir gegenüber, als ich mich in ihrer Sprache versuchte und unbedingt so schnell wie möglich so viele Vokabeln, wie nur in meinen Kopf hineinpassten, zu behalten und anzuwenden, betrogen...

Sicher gibt es viel, viel Schlimmeres auf dieser Welt. Aber ich nehme mir das Recht, traurig sein zu dürfen.

 

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Fr

03

Jan

2020

Jedem Anfang geht ein Abschied voraus

Noch nie zuvor hat mich ein Jahreswechsel so sehr mitgenommen. Und das meine ich keineswegs nur im negativen Sinne. Mir war vorher schon bewusst, dass diese Tage nicht leicht werden würden. Ernsthafte Themen hatten sich bereits abgezeichnet, hier vor allem die unheimliche verzehrende Krankheit von Ines' Katze Maggie. 

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So

08

Dez

2019

Wenzel

Frankfurt - Chemnitz - Frankfurt in 32 Stunden. Meinen geplanten Dreieinhalbtageausflug inkl. Zahndoc Palme musste ich jobbedingt auf einen Intensivtrip zwecks "mit Ines zu Wenzel" komprimieren. Die Fahrt zum Mond hat sich gelohnt. Müde zwar, aber verklärt grinsend sitze ich heute zur Abwechslung mal nicht zwischen gutbürgerlichen Pauschaltouristen / gröhlenden Fußballfans / stockbesoffenen  JunggesellINNenabschiednehmern eingepfercht im ICE und freue mich sehr, in Chemnitz gewesen zu sein. 

 

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Mi

27

Nov

2019

Alkmaar im Regen

Manchmal leiten ein paar dropjes doch ergiebigere Niederschläge ein...

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Di

26

Nov

2019

Noordzee Ende November

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Do

05

Sep

2019

Nanuq

Diese Geschichte habe ich irgendwann im Jahr 2005 geschrieben. Damals waren mir die Gefahren des Klimawandels durchaus bewusst, dennoch hoffte ich, dass es noch lange dauern würde, bis...

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Mo

26

Aug

2019

Ein Sonntagabend in Dresden

 

Abends ausgehen? Das hat in den letzten sehr arbeitsreichen Monaten nicht mehr stattgefunden. Um meine allzu knapp bemessene freie Zeit haben sich Regeneration und Haushalt gestritten. Es gab keinen Sieger, beide kamen zu kurz. Umso willkommener waren drei Tage Freizeitausgleich zwecks Überstundenabbau in Leipzig mit dentalem AuaAuaSch***dreck bei Doc Palme, Gewandschneyderey bei Ines inkl. multiplen Rattenapplikationen für das Festival Mediaval  und schließlich einer wunderschönen musikalisch untermalten Märchenlesung in der Yenidze in Dresden: "Das purpurrote Segel" nach einer Geschichte von Alexander Grin mit Christian Mögel am Klavier und Bernd Pakosch als Erzähler, Sänger und Gitarrist. 

 

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So

30

Jun

2019

Vom schwarzen Schwein benuschelt - zwischen den Welten

Zwischen den Welten fühle ich mich. Nicht mehr zwischen den zerklüfteten Steilküsten Korsikas und noch nicht zurück in den Großstadtschluchten Frankfurts. Ein Stück meiner Seele ist auf der Insel geblieben, dessen Ruf ich eines hoffentlich nicht allzu fernen Tages folgen werde. Korsika hat mich hingerissen, verzaubert.

 

Die letzten Tage auf der Insel waren sehr intensiv, schienen zu versuchen, uns mit ihrer Schönheit davon zu überzeugen, noch viel länger zu bleiben. Wir haben so vieles zurückgelassen, was wir am liebsten noch viel genauer erkundet hätten und noch viel mehr, was wir noch gar nicht kennen. Korsika berührt, bewegt. Ich will zurück.

 

Wir sind der krasse Gegensatz von jenen Korsika-Reisenden, die in 10 Tagen mindestens alles gesehen haben wollen. Man könnte es auch faul nennen, dazu stehe ich. Die meiste Zeit sind wir in „unserer“ Bucht geblieben, haben ihre Wildheit und Schönheit, ihre Wärme und Hitze, aber auch ihre schroffe Kälte und ihre Gefahren auf uns wirken lassen, aufgesogen, verinnerlicht. Diese Insel – so wie wir sie hauptsächlich in der Bucht von Porto erlebt haben – ist ganz und gar nicht lieblich, sondern kann durchaus auch bedrohlich sein. Wenn man ihre Natur jedoch respektiert und GMV (gesunden Menschenverstand) walten lässt, ist sie ein Genuss.

 

Möglicherweise ist es eine Schande, dass wir uns die beeindruckende, überwältigend schöne Bergwelt lediglich von ziemlich weit unten angesehen haben. Zum einen haben wir – s. o. – ein recht faules Gebaren an den Tag gelegt. Wir sind zwar zwei alte Hexen, wollten es aber beruflich noch einmal wissen und haben beide auf unsere alten Tage noch einmal etwas Neues begonnen. Ines macht zur Zeit ihren 2. Facharzt und ich habe Anfang des letzten Jahres die Firma gewechselt, um nicht mehr nur als Projekt-Assistentin in der Klinischen Forschung, sondern als Projekt-Managerin in demselben Bereich das Katerfutter für meine Piratenmonsterchen zu verdienen.

Diese Herausforderungen fordern allerdings Tribute und so waren wir beide wieder einmal mehr als urlaubsreif, als wir die Insel enterten. Uns ist schon bewusst, dass es fast schon Verschwendung ist, nicht durch die Berge zu wandern oder mit dem Rennrad Korsika zu entdecken. Dennoch – warum nicht auch mit dem Mut zur Langsamkeit genießen? Ich bin leider so ganz und gar keine Bergziege, ich habe Höhenangst und zeitweise Schwindelprobleme und habe mich daher 2015 bei einem „Sonntagsspaziergang“ (war so im Reiseführer ausgewiesen) auf Island vorsichtig ausgedrückt grotesk verhalten, so dass ich froh sein kann, das sich Ines trotz dieser denkwürdigen Wanderung noch in meiner Gesellschaft Gebirgen nähert.

 

Das alles soll keine Rechtfertigung für unser Urlaubsverhalten sein. Vielmehr denke ich, dass jeder diese Insel auf seine Weise und nach seinen Möglichkeiten für sich entdecken darf, solange die Achtung und der Respekt vor der Natur sowie den Tieren und Menschen, die hier leben, an erster Stelle stehen.

 

Nachdem wir am Montag „unsere“ Bucht vom Meer aus genossen hatten, waren wir am Dienstagmorgen sehr traurig, packen und die Résidence Marina Livia verlassen zu müssen. Unser Chalet aus Holz war einfach, aber sehr zweckmäßig. Insbesondere die immer schattige Terrasse war an den zumeist heißen Tagen ein erholsamer Ort, wenn man von unserem direkten bajuwarischen Nachbarn einmal absieht, der uns mit seinem lauten, stets konservativen und sehr despotischen Familienmanagement gehörig gegen den Strich ging. Die Unsympathie war mit Sicherheit gegenseitig, so hoffen wir jedenfalls.

 

Mittags beluden wir unseren geduldigen dicken Antoine und verließen mit ihm in sehr gedrückter Stimmung unseren strahlenden Golfe de Porto Richtung Calvi. In Partinello zelebrierten wir beinahe eine ganze Schweigeminute für unsere freundlichen Nachbarn aus dem Korsikaforum L‘Breizh au coeur, seine Frau und den Dicken (ein Labrador), die schon ein paar Tage vor uns Abschied von Korsika nehmen mussten und die uns für Prinzessinnen hielten (wer uns live und in Farbe kennt, lacht gerade laut und dreckig), weil sie uns bisher nur virtuell kennengelernt hatten. Es war ein Genuss, Deine Beiträge zu verfolgen, Mario, und unsere Umgebung aus Eurer ganz anderen, viel aktiveren Perspektive wahrnehmen zu dürfen. Unser Ziel am Dienstag war glücklicherweise noch nicht der Flughafen La Poretta in Bastia, sondern Algajola an der Nordküste Korsikas.

Bis Galéria kannten wir die Strecke schon, danach befuhren wir wieder einmal Neuland. Nach ein paar Kilometern waren die Berge nicht mehr ganz so schroff wie zuvor, zeitweise standen sie noch nicht einmal im Weg herum, so dass wir an den Scheitelpunkten unsere Blicke sehr weit schweifen lassen konnten.

 

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Di

25

Jun

2019

Rumpentrumpens wilde Genießerbucht

aka Golfe de Porto - ein zukünftiges Déjà vu...?

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So

23

Jun

2019

Tag des Nadelöhrs

Donnerstag, 20. Juni 2019

 

Wenn es den alten Hexen zu gut geht, satteln sie ihre Besen, verklappen diese in den dicken Antoine und verlassen ihre Schnorchelbucht. Allerdings war außer unserer klugen Frau Studienrätin leider auch Murphy mit an Bord. Er sollte sich aber erst später austoben. Frau Studienrätin, eine very sophisticated britische Geographielehrerin mit Lesebrille auf der Nasenspitze, ist Antoines Super-Navi, das wir zusammen mit unserem dicken Berlingo dem unerhofften Sixt-Upgrade zu verdanken haben. Frau Studienrätins Aussprache des Englischen klingt göttlich, wenn man von ihrer Verbalverhornung der französischen Ortsangaben einmal absieht. Sie quatscht auch nicht zu viel, sondern greift nur dann ein, wenn ihre Schülerinnen Ines und ich nicht mehr weiter wissen. Tuscheln, Kichern oder Zettelchen schreiben während ihrer Vorträge duldet sie allerdings nicht. Ein Stirnrunzeln von ihr reicht und wir benehmen uns wieder ordentlich. Auf jeden Fall teilten wir ihr mit, dass wir in Ajaccio ein Handarbeitsgeschäft aufsuchen wollten. Zugegeben, ein reichlich beklopptes Ansinnen, aber da Ines abends in Gruftistickereien schwelgte, wollte auch ich etwas Kreatives zum Spielen haben. Einschlägige Geschäfte in der Nähe waren nicht zu finden…

 

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Sa

22

Jun

2019

Ines spinnt nicht nur...

... sie stickt auch wunderschön gruftig

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Di

18

Jun

2019

Ein Abend in Ota

Dienstag war ein ganz besonders schöner Tag. Wir hatten kühne Pläne für den Abend, die wir unbedingt in die Tat umzusetzen gedachten - um 18:30 das L'Alba-Konzert in der Kirche und danach ein korsisches Abendessen Chez Marie. Daher fassten wir uns nachmittags am Strand relativ kurz, d. h., wir lungerten nicht lange in der Sonne herum, sondern stiegen gleich zum Schnorcheln ins Meer, das überraschend warm und ruhig war, so dass wir viel sehen konnten. SUCH a big fish and I eated it all!!! (geklauter cat content, vor allem stimmt es nicht, dass große Blubberblasen aufstiegen, als ich nach der maritimen Zwischenmahlzeit ein Bäuerchen machen musste).

Nach dem Duschen hübschten wir uns auf und stiegen in entstaubte Schuhe, bevor wir in Porto noch ein bisschen einkauften und danach nach Ota weiterfuhren. Der kleine Ort empfing uns noch freundlicher als am Samstag, denn jetzt wussten wir, wo wir parken konnten, ohne von einem ungehaltenen Einwohner vertrieben zu werden. OK, seine Sichtweise im Hinblick auf permanent einfallende Touristenhorden, deren Vehikel im Weg herum stehen und den Einheimischen ihre Parkplätze nehmen, kann ich gut nachvollziehen - aber da wir aus straßenverkehrsordentlicher Sicht nichts falsch gemacht hatten, wäre ein etwas freundlicherer Hinweis auf "Anwohnerparken" angemessen gewesen, zumal ich mit dem Herrn in seiner Sprache parlierte.

 

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Fr

14

Jun

2019

Versenkt!

Das Wetter wurde im Tagesverlauf immer seltsamer. Die Sonne verdichtete ihren Schleier mit dunklen Wolken, aus denen es intermittierend tröpfelte. Mehr nicht. Es war schwierig, unsere persistierende Faulheit davon zu überzeugen, nicht mehr so zu klammern. Beleidigt zog sie einen Flunsch und verdrückte sich leise weinend, so dass wir uns auf den Weg zum Strand machen konnten. Es tröpfelte heftiger, so dass ich zu bedenken gab, dass wir vor dem Baden nass werden könnten. Ines ließ sich davon nicht beeindrucken und so enterten wir die dunkeldunstige Bucht. Bleiern plätscherte das Mittelmeer vor sich hin, als ich nahezu ohne Bedenken angesichts seiner Temperaturen ins Wasser rann.... ähm schlich. Saukalt war das!!! Ines plätscherte kichernd im bestenfalls 9 Grad kalten Wasser, während mein innerer Schweinehund vor hochfieberhaften Pneumonien warnte. Tapfer schlotternd schritt ich meinem Verhängnis entgegen. Es wurde schnell tiefer. Meine Unterschenkel hatten schon Gefrierbrand, als ich mich beherzt in die Fluten stürzte. Nach dem ersten Schreck war das richtig, richtig toll und so ließ ich mich auf dem Rücken liegend vom  Mittelmeer verschaukeln.

 

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Fr

14

Jun

2019

Vom schwarzen Schwein benuschelt*

bin ich seit vorgestern. Die Sau hat meine rechte Flechtsandale beknutscht und ihre Zähne gebleckt, um an meinen Zehen zu knabbern. Bis zu diesem tierischen Highlight war es ein weiter Weg, der am Dienstag am Frankfurter Hauptbahnhof begann und mich zunächst mit einem schienenlahmen ICE nach Berlin-Reinickendorf führte. Nach dem Erwerb einer urlaubstauglichen wadenlangen Dünnjeans, die mir noch in meiner Raupensammlung gefehlt hatte, klaubte ich Ines aus den Fängen der Doofen Bahn. Nach einer kurzen Versaufpause im Hotel besuchten wir den Italiener um die Ecke und verbrachten einen leckeren vitaminreichen Abend dort. Nach meiner etwas eintönigen  Restediät über Pfingsten mussten größere Mengen frischer Salat vernichtet werden. Nach den erdrückenden 33° Grad Celsiüssen des Tages wetterleuchtete und tröpfelte es beschaulich, so dass wir unsere erschöpften Schwitzkadaver bei weit geöffneten Fenstern den Hotelbetten anvertrauten. Ines schlief bei Z. n. vier Tagen Festival trotz Hitze schnell ein, während ich noch lange den von zuckenden Blitzen erhellten Flugzeugen im Landeanflug beim Dächerkraulen zusah, was mich schließlich vorübergehend in Morpheus' Arme sinken ließ, bis mich ein ohrenbetäubender Donnerschlag fast aus dem Bett warf. Daraufhin zelebrierte Thor direkt über uns ausgiebig Ragnarök. 

Den nächtlichen Unwettern  zum Trotz hob unser Flieger nach Korsika pünktlich ab und brachte uns sehr entspannt nach Bastia, wo wir einem Sixt-Upgrade sei Dank unseren dicken Antoine (Saint-Ex) bestiegen und mal eben 125 km Richtung Südwesten über die Insel huschten. 

 

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Di

11

Jun

2019

Kleiner Held

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Mo

10

Jun

2019

Tatze stirbt

 

Es tut mir in der Seele weh, dass Tatze sterben muss. Insbesondere, nachdem ich vor einem Jahr das große Glück hatte, dass mein ebenfalls rothaariger Kater Joschij seine schwere Krankheit trotz schlimmer Prognose überlebt hat und es ihm heute wieder gut geht. 


Ich bitte herzlich um finanzielle Unterstützung für Tatzes Familie (siehe Link in Karls Beitrag. Sie tun alles Menschenmögliche, um Tatze seine letzten Tage oder vielleicht auch Wochen so lebenswert wie möglich zu machen, so dass er nicht leiden muss.


Karl, es ist in Deiner Situation absolut nicht verwerflich, um Hilfe zu bitten! 

Ich bin in Gedanken bei Euch und wünschte so sehr, ich könnte mehr tun.

 

Manchmal denke ich, dass ein solcher sich anbahnender Verlust für die Angehörigen noch viel schlimmer sein muss als für den Betroffenen selbst. 

 

 

M. Pathie

 

Es tut weh

das langsame Sterben

einer Seele

mitzufühlen

 

Unaufhaltsam

nähert sich das Ende -

ersehnt und gefürchtet

Die Qual verstümmelt Gedanken

Alptraumblitze zucken

Folter

für die Todmüden,

ihre schmerzenden Körper

und unruhigen Geister

 

Mögen ihre Seelen

Frieden finden

 

Für immer.

 

rv, 2007

 

 

Ich wünsche nicht nur Tatze einen sanften Übergang. Ich hoffe, dass er im Kreise seiner Lieben zu Hause friedlich einschlafen wird. Ich wünsche auch seinen Menschen, die ohne ihn weiterleben werden, dass sie neuen Lebensmut und die Unterstützung ihrer Mit-Menschen finden werden. 

 

Regina

 

 

Post Scriptum 23:30:

Es ist vorbei.

Tatze hat nun seinen Frieden gefunden. 

Meine Gedanken und Gefühle sind bei seinen Menschen. 

Sa

01

Jun

2019

Dornröschen malt ein Dschungelbuch

Mein Balkon – eine Oase der Entspannung, ein Hort des Friedens und der Meditation für meine Kaffeetasse und mich. Jeden Morgen feuere ich meine rankenden Pflänzchen an, meinen Großstadtfreisitz in ein Hybrid aus einer neuen Seite des Dschungelbuchs und einer Dornröschenhütte zu verwandeln. Meine sprichwörtliche Geduld steht mir dabei kaum im Weg. 
Es ist sehr beschaulich – Lüftchen wehen, Vöglein piepsen, Flugzeuge suchen donnernd ihren Hafen. Kleine, erholsame Momente der Besinnung, bevor ich von drohenden Uhrzeigern gehetzt zum Südbahnhof trabe. Aber noch ist Zeit und ich stelle mir vor, wie nach meinem Urlaub das gesamte Katernetz von sprießenden Ranken und prächtigen Blüten nur so strotzt und ein wackerer Prinz mit seinem Küchenmesser versucht, mich...

Schreck lass nach! Ein gurrender Joschij im Katerwahn raste vor drei Tagen im Höchsttempo aus dem Wohnzimmer auf den Balkon, sprang über den Balkonstuhl an die Hauswand und krallte sich eichhörnchenartig die Hauswand bis Oberkante Katernetz hoch (siehe rotes Kreuz in der ersten Illustration - bis hierhin kam der Irre) ... ein bisschen mehr Schwung und Joschij wäre entkommen und wahrscheinlich in die Tiefe gestürzt. Unberechenbar, das Monster!!! 
Soviel zur Idylle am Mittwoch.

Gestern früh um kurz nach 6:00 gesellte sich ein fröhliches Eddie (rothaariges Eichhörnchen) zu mir und (zum Glück! nur) Jurij. Es turnte ca. 50 cm von mir entfernt an der Innenwand des Balkons herum. Jurij guckte sagenhaft blöd und machte... rein gar nix. Panisch vertrieb ich das kleine Tierchen und das war auch gut so, denn Joschij kam mit Killermiene zu allem entschlossen rausgerast und suchte das Eddie. Inspizierte ganz genau die Lücke zwischen Katernetz und Wand und machte Anstalten, sein Rübchen da durch zu schieben, was ich zu verhindern wusste. Sein Blick daraufhin ließ das Blut in meinen Adern gefrieren...

Heute früh hingegen blieb alles friedlich. Eine Herde Gänse machte den Fluchzeugen Konkurrenz und überflog laut schnatternd in einer langen Reihe von 12 – 14 Teilnehmern unternehmungslustig meine Aussicht. Es fasziniert mich immer wieder, wie viele Tiere mitten in Sachsenhausen Südwest mein entstehendes Dschungelbuch mit Leben füllen.

 

Post scriptum:

Der Prinz mit dem Küchenmesser schnorrt mich regelmäßig um ein paar Blättchen Basilikum an. Ansonsten wären ihm und seinem Liebsten die Mozzarella-Tomaten zum Frühstück nicht bunt genug. 

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So

21

Apr

2019

Unten am Fluss

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
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Fr

19

Apr

2019

Und niemand, niemand wundert sich

È nimu, nimu, n'hè stunatu

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Mo

08

Apr

2019

Fresse polieren

 

Jau, ich bin sauer, weil ich jetzt mit einem betäubten rechten Maul im Zug nach Hause sitze, ohne dass bis auf die beiden sehr schmerzhaften Spritzen und zwei wahrscheinlich ebenso sinnlose Abdrücke irgendetwas Zielführendes passiert wäre. Dafür verschwende ich meinen Freizeitausgleich für geleistete Überstunden...

 

'Zahnspaß frustran' war das heute. Fest steht, dass mein zu kurzes Provisorium wohl erst im August durch einen richtigen Stiftzahn ersetzt wird. Doc Palme hatte mir bei meinem letzten 'Zahnfrust spontan' im Februar, als ich notfallmäßig mit einem abgebrochenen Stiftzahn bei ihm aufschlug, versprochen, dass ich beim nächsten Mal zwei Termine an einem Tag haben werde und dann ausnahmsweise alles fertiggestellt wird, weil ich eine so weite Anreise habe.

 

Vorhin schoss er die provisorischen Nerven schmerzhaft ab, so dass mein rechtes Auge Rotz und Wasser heulte. Dann wurden Abdrücke gemacht und als ich wieder sprechen konnte, fragte ich meinen Zahndoc, was genau nun passieren wird. Fieses Schleifen wurde mir in Aussicht gestellt, danach Abdruck, Scannen und alles weitere beim nächsten Termin. Konsterniert erinnerte ich ihn an sein Versprechen, was ihm sichtlich peinlich war. "Wir können das alles heute nicht schaffen, das tut mir sehr leid. Wann sind Sie denn wieder in Leipzig?" Ich erklärte ihm, dass ich wegen meiner neuen Studien vorerst nicht wieder freinehmen kann... Er überlegte hin und her und versprach, mit seinen Zahntechnikern zu reden. Diese konnten auch nur bestätigen, dass es heute nicht mehr klappen würde. Geknickt dachte er laut über Wiedergutmachungsmöglichkeiten nach und bot mir eine PZR = professionelle Zahnreinigung für umme an. Diese wollte ich sowieso gern mal durchführen lassen und so willigte ich ein.

 

Wie ein kleiner Junge, der davon ablenken wollte, dass er Mist gebaut hatte, meinte er dann, dass ich ja gar nicht umsonst erschienen wäre, denn schließlich hätten wir uns ja nett unterhalten und mir würde demnekst kostenlos die Schnauze poliert. "Und ich habe zwei ganz tolle und fies schmerzhafte Spritzen bekommen, die mich zu Tränen gerührt haben", fügte ich hinzu. Treffer, versenkt! Das tat ihm offensichtlich  sehr leid und bevor ich das Wort Körperverletzung auch nur denken konnte, bot er mir zerknirscht noch eine zweite PZR als Schmerzensgeld an, also ein Gegenwert von 160 Öckern (vorausgesetzt, man hat noch alle Beißheimer beieinander, Anm. d. R.) OK, die 2. PZR kann ich an Ines abtreten.

 

Ich sammelte meinen Zahnersatz wieder ein und fragte abschließend: "Und das nächste Mal klappt alles?" " Auf jeden Fall! Sonst dürfen SIE mir die Fresse polieren!' Nach einem freundlichen "Davon können Sie ausgehen!" drohte ich ihm an, für diese Politur meinen Sohn mitsamt seinen auf 2,05 m verteilten Kräften mitzubringen, was meinen Zahndoc schon ein klein wenig einschüchterte. "Und wie groß sind Sie nochmal? Bestimmt 1,90 m?" "1 Meter 87", antwortete ich. Das steht schließlich in meinen Ausweispapieren und ist somit amtlich. "Aber ich bin doch schon 1,85 und Sie  sind ein Stück größer...?" Mein Zahndoc wirkte irritiert. "Dann stimmt hier irgend etwas grundsätzlich nicht", konstatierte ich gelassen. Und nach einer kleinen Pause: "Sie sind garantiert kleiner!!!" Schallendes Gelächter von Sr. Jenny und Doc Palme. "Sie mich auch!!!, und weg war der Doc. 

 

Die Terminfindung mit Sr. Jenny gestaltete sich äußerst kompliziert. Im April kann  ich nicht, im Mai ist die Praxis wegen Renovierungsarbeiten nach Wasserschaden geschlossen, im Juni sind Ines und ich zwei Wochen auf Korsika und im Juli gibt es nicht genug freie zu blockierende Zeit für meinen Problemstiftzahn. Das Ende vom Lied: 22. August, evtl. zusätzlich der 23. mit der Option, dass der Doc mich dann krankschreibt. 

 

Nix ist so beständig wie ein Provisorium... hoffentlich!

 

Doc Palme hatte sich mehrfach entschuldigt. Als Sr. Jenny sich dafür bedankte, dass ich trotz des Ärgers ruhig, sachlich und verständnisvoll geblieben bin, konnte ich nur erwidern, dass auch ich nicht frei von Fehlern  im Job bin. Und dann, wenn ich Scheiße gebaut habe, froh bin, wenn darauf mit Verständnis reagiert wird.

 

Trotzdem ist das alles ärgerlich - schade um das schöne Adrenalin!

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So

07

Apr

2019

tOO much OO

Sauerstoffexzesse am wüsten Schloss Osterlant, Oschatz

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Fr

05

Apr

2019

Hier möffts wie im Puff

 

Ich telefoniere jeden Abend mit meiner Freundin – unsere Beziehung ist nun einmal eine ferne, so dass wir großen Wert darauf legen, wenigstens jeden Tag ein kleines bisschen voneinander zu hören.

 

Vorgestern habe ich Ines erzählt, dass es bei mir riecht wie im Puff. Das machte Ines natürlich neugierig, so dass ich ihr von meinem Streifzug durch die inzwischen sehr bescheidene Parfümerie im Kaufhof an der Hauptwache erzählte. Ich gehe seit einigen Jahren wegen meiner progredienten Soziopathie (hierzu verweise ich gern auf die heute in der Bahn beobachtete Kaugummi schmatzende Hackfresse) äußerst ungern shoppen. Am Mittwoch hielt ich das aber für notwendig, weil ich schon seit längerem auf der Suche nach einem Duft bin, den ich sehr mag, dessen Namen bzw. Label ich aber vergessen habe. Es ist ein sehr frischer Duft, ein klein wenig zitrisch, ein bisschen herb, ein klein wenig Aquarius (When the moon is in the 7th house and Jupiter aligns with Mars, then peace will guide the planets and love will stear the stars. This is the dawning of the age of Aquarius… ups, ich olle Hippietante schweife ab…)  

  

So ein Duft ist online schwer zu erkennen und so schritt ich zum Äußersten - ich betrat ein Kaufhaus. Und fand dort zunächst keine Pappduftträger. So besprühte ich mein rechtes Handgelenk mit Chanel Eau fraîche (duftet fein, ist aber unerhört teuer) und das linke mit Acqa di Gioia von Giorgio Armani  (auch nicht schlecht). Danach möffte ich im Kaufhof mit allerlei anderen Duftwässerchen rum, besprühte nun aber die dann doch noch irgendwo gefundenen Pappträger, leider auch versehentlich mit süßlichen, schweren Düften, die ich ganz und gar nicht mag.  Das Ende vom Lied war, dass ich vom Angebot enttäuscht „meinen“ Duft nicht identifizieren konnte, außerdem unterzuckert war und schlechte Laune bekam. Ein klare Indikation zum sofortigen Rückzug.

  

Gestern nach der Arbeit wollte ich es dann aber wissen und schritt schon wieder zum Äußersten. Dieses Mal beehrte ich Karstadt auf der Zeil mit der Option, notfalls auch noch bei Douglas einreiten zu können. Die Parfümerie bei Karstadt entsprach noch meinen Vorstellungen, auch wenn ich das Kenzo-Regal nicht finden konnte. Dafür standen überall Sales Girls mit schweren Gesichtern (zu viel Eigenwerbung in dasselbe geklatscht) herum und fragten mich gelangweilt, ob sie mir behilflich sein könnten. Dass das aussichtslos sein würde, hatte ihnen schon mein wieder einmal wenig damenhaftes Outfit (Jeans, Rucksack, bequeme Schuhe, leichtes Gesicht, gewesene Frisur) verraten. Immerhin trug ich nicht den von Ines so bezeichneten und von uns beiden sehr geschätzten Kelly-Family-Altklamotten-Look mit wehenden Röcken und viel Wolle drumherum drapiert. Ich lehnte also sämtliche Hilfsangebote mit ausgestrecktem Mittelfinger in der Jackentasche höflich ab und roch mich um. Besser als im Kaufhof, das auf jeden Fall. Zwei leichte Düfte von Jil Sander fand ich schon einmal gar nicht schlecht. Sie durften meine Handgelenke benetzen.

 

Ansonsten benutzte ich Duftträger, für die es allerdings in diesem Hause keine Entsorgungsmöglichkeiten gab. Also dekorierte ich mit den benutzten Stinkpappen kreativ die Glasregale, um die schwere Last der Langeweile von den zarten Schultern des geschulten Fachpersonals zu nehmen. „Mein“ Duft war auch hier nicht zu finden. Ich hatte ja Kenzo im Verdacht, aber der schwänzte im Kaufhof offensichtlich oder hielt sich vor meiner Übergriffigkeit versteckt. Schließlich beschnupperte mein ohnehin kaum noch brauchbares Näschen nochmals meine Handgelenke zum Vergleich und beschloss, dass die Basisnote vom spochtlichen Jil-Sander-Produkt für meinen Geschmack zu süßlich war, dagegen Evergreen noch immer frisch imponierte. Meine Kaufentscheidung stand fest – wenn schon Shoppen, dann mit Beute. Eine für dieses Ansinnen nützliche Kasse war jedoch nirgends zu finden, so dass ich das Hilfsangebot einer Verkäuferin dieses Mal annahm. Sie führte mich zu der für mein Produkt zuständigen Mitarbeiterin, die sich hinter Pappwänden verschanzt und hier auch ihre Kasse in Sicherheit gebracht hatte. Immerhin war sie freundlich und wollte wissen, ob ich denn eine Kundenkarte hätte. „Nein, SO etwas habe ich nicht!“, antwortete ich bestimmt. Sie suchte in einer Schublade herum und mir lag schon auf der Zunge „Und SO etwas will ich auch nicht“, zu sagen, als sie fast schon mitleidig fragte: „Und Sie haben wirklich überhaupt keine Kundenkarte?“ „Nein, gar keine“, wimmerte ich verhalten. Daraufhin scannte sie ein Etikett, was mir einen satten Rabatt von 4,50 Öckern einbrachte. Wahrscheinlich der Mitleidsbonus – wenn eine entfernte Verwandte des Kelly-Clans schon mal unterwegs in der großen Stadt war…

 

 

Da ich darum gebeten hatte, das Immergrün als Geschenk (für mich selbst!) einzupacken, bat mich die freundliche Verkäuferin, auf die andere Seite der Kasse zu kommen, wahrscheinlich, damit ich dort nicht länger im Weg rumstand. Frohlockend folgte ich ihrer Bitte und rempelte dabei einen werbenden Pappkameraden mit meinem Rucksack an, der vor Schreck das auf ihm ruhende Duftgewässer auf den Boden warf. Ein Herr war so freundlich, mir den weiter weg gekullerten Verschluss des Flacons zu reichen. Das Eau de Toilette selbst war noch vollständig im abgestürzten Fläschchen untergebracht, wenigstens etwas. Ich verschloss den Flacon wieder, stellte ihn schnell zurück und tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich ja bald gehen dürfte und die nächsten drei Jahre bestimmt nicht wieder hier einkaufen würde. Etwas vorsichtiger  begab ich mich zu meiner Verkäuferin, während ihre Kolleginnen mit hochgezogenen künstlichen Augenbrauen hinter mir herräumten. Ich sehe gern zu, wie schöne Dinge kunstvoll verpackt werden und so lobte ich „meine“ Verkäuferin für ihr Ergebnis.  Sie freute sich offensichtlich darüber und lachte (erleichtert), als ich mich anschickte, mit meinem Eau de Parfum-Geschenk die Rolltreppe Richtung Hausboot zu besteigen.

 

Der Morgen danach
Der Morgen danach