Dem Morgen blüht

heute früh allerhand. Die Trichter winden, Diplomdämchen posieren, fühlen sich anmutig am Katzennetz rankend zu Höherem berufen. Petunien in weiß und lila, hier und da ein bisschen Geranienrot, Wandelröschen wechseln das Programm. Die blaue Blume überwiegt jedoch. Lobéliet, ihr treuen Männer! Rosmarin und Minze duften. Noch halten sich die Flugzeuge und Laubstaughustsauber zurück, ich genieße die Stille. Jurij und Joschij kauen zufrieden ihr Gras und ich betrachte das Idyll noch sehr vertrieft über den Rand meines ersten Kaffeeimers des Tages hinweg, frage mich, wann die gewundenen Trichter blühen und was aus meinen selbst gezogenen Pflänzchen werden wird – ebenfalls blaue Blümchen, so hoffe ich. Vielleicht habe ich sie zu spät gesät, es war viel zu lange kalt in diesem Jahr.

 

Ich liebe diese frühen Sommermorgen auf dem Balkon, versuche, an der großen blauen Tasse nippend Koffein in Motivation umzuwandeln und freue mich über meine gestreiften Piratenkater, die neugierig den Ausblick genießen und Nachbarn begaffen.

 

Gerade denke ich, wie wohltuend dieses stressfreie Intermezzo auf dem Balkon im Gegensatz zum morgendlichen Internetsurfen mit all den lauten Katastrophen ist, als mein Pirat Jurij wieder einmal einen Blick aus seinem einzigen Auge vom Balkon aus ins Wohnzimmer werfen will. Eine Tätigkeit, die ihn begeistert, besonders, wenn er seinen rot-weiß-gestreiften Kumpel im Zimmer beobachten kann. Heute früh besteigt er das Fensterbrett von der rechten Seite aus, er wählt also eine andere Perspektive. Was für ein aufgewecktes Kerlchen! Er haut seinen Enterhaken in den Blumenkasten vor dem Fenster, versucht, seinen Lebensmittelschwerpunkt nachzuziehen und reißt mit einem feuchtschwarzen Krawummmms das Teil vom Fensterbrett…   

 

 

 

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