Wenn der blaue Strich bis zur Pumpe geht,

dann ist das Herzchen besoffen.

 

 

Heute kann ich wieder lachen. Die letzten Tage waren nicht so spaßig, nachdem ich am Dienstag meine neuen Hausärzte um Abklärung von Bradykardie (sehr niedriger Herzschlag), Schwindel und zeitweiser Übelkeit gebeten hatte. Ähnliche Probleme hatte ich schon 2018, als ein von Ines in "ihrem" damaligen Krankenhaus veranlasster Check nichts Pathologisches ergeben hatte. Dieses Mal jedoch verließ ich die Hausarztpraxis mit einer Notfalleinweisung zur stationären kardiologischen Abklärung, weil der Weiterbildungsassistent ein Herzgeräusch zu hören glaubte und das EKG sehr viele eigenartige Extrasystolen (zusätzliche Herzschläge, die da nichts zu suchen haben) gezeigt hatte. Die zu Rate gezogenen erfahrenen Ärztinnen der Praxis hatten sich für die Einweisung ausgesprochen.

 

Nun war guter Rat teuer, denn zunächst ließ sich niemand finden, der sich um meine Piratenkater kümmern könnte. Ich hatte ja keine Ahnung, für wie lange ich ins kranke Haus würde einreiten müssen. Am späteren Abend fand ich jedoch einen hilfsbereiten Menschen und am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass meine eigentliche Katzenflüsterin den Abend bei Udo Lindenberg im Konzert verbracht hatte und daher nicht zu erreichen war. 

 

Also gelangte ich in Bezug auf meine Katerchen einigermaßen beruhigt am sehr frühen Mittwochmorgen mit Öffis zum Cardioangiologischen Centrum Bethanien in Ffm.-Bornheim und meldete mich einfach in der Chest Pain Unit. Vor lauter Panik hatte ich tatsächlich ein leichtes Stechen in der Herzgegend. Mein Glück war, dass morgens um 7 kein Notfall zu versorgen war, ich also die einzige Patientin war und sie die Notfall-Einweisung und meine Beschwerden ernst nahmen. Ich wurde sofort gründlich untersucht, habe viel Blut gespendet, bekam noch ein EKG und weitere interessante Untersuchungen und war um kurz vor 8 schon auf Station, so dass ich rechtzeitig zur Visite schon auf dem Bette saß. Der Professor sah die erhobenen Befunde durch und ordnete einen Herz-Ultraschall sowie eine invasive Koronarangiographie (Herzkatheter-Untersuchung) an. Spannend! Es folgte ein diagnostischer Marathon, der sehr professionell organisiert war. Einzig die lange Wartezeit am Nachmittag bis in den frühen Abend hinein war nervenzehrend, zumal ich nicht wusste, ob der Herzkatheter überhaupt noch stattfinden würde. Sofrino, ein sehr hilfsbereiter und freundlicher Pfleger, erklärte mir auf meine bange Frage, dass bis in den späteren Abend hinein Herzkatheter durchgeführt würden und zunächst die ambulanten und Notfall-Patienten Vorrang hätten. Das beruhigte mich, bis ich schließlich in das OP-Kleidchen einsteigen musste und bettlägerig runtergefahren wurde. Sehr aufregend! Die Herzkatheter-Abteilung war sehr spukig und die Aktionen, die schließlich mit mir unternommen wurden, auch. Glücklicherweise klappte der Zugang über die Handgelenksarterie. Es fühlte sich im Arm seltsam an, als der Katheter vorgeschoben wurde. Noch gruseliger war es dann in der Herzgegend. Aber sowohl der Pfleger als auch der neugierige Doc am Führungsdraht vermochten es, mich trotz allem zum Lachen zu bringen. Und noch besser war die Tatsache, dass der Doc meine Koronararterien wunderschön fand und mir sagen konnte, dass keine Koronare Herzkrankheit vorlag. Das erleichterte mich schon einmal sehr, so dass ich die sehr unruhige Nacht ganz gut überstehen konnte. Sofrino und später die Nachtschwester entlasteten nach und nach den Druck auf das rechte Handgelenk, es blutete fast nichts und so erhielt ich mitten in der Nacht einen äußerst schmerzhaften Druckverband. OK, was sein muss, muss sein. Sehr gelacht habe ich abends über Sofrino, der ständig mit Wasserbechern ankam und mich ersäufen wollte, damit ich das Kontrastmittel schnell wieder loswürde.

 

Am nächsten Morgen war ich von der Sauferei sowie dem seltsamen Kopfkissen ausgesprochen verkatert und schluffte bedürftig zum Kaffeeautomaten für Patienten. Das, was er ausspuckte, sah aus wie Kaffee, duftete wie Kaffee, war schön heiß - aber koffeinloser Muckefuck. Nach der 7. Tasse war ich kein bisschen wacher :-) Das änderte sich aber, als Herr Prof. schon um kurz nach 8 zur Visite kam und nur gute Nachrichten für mich hatte. Es konnten weder im Labor noch im Herz-Ultraschall sowie in der Koronarangiographie pathologische Befunde erhoben werden. Ich war sozusagen gesund! Ganz Bornheim hat gebet, so sehr haben die Steine, die mir von meinem in so aufdringlicher Weise heimgesuchten Herzchen fielen, gepoltert. OK - der Nachteil war der, dass keine Ursache für die Extrasystolen gefunden wurde. Zu diesem Zweck riet der Professor zum ambulanten Langzeit-EKG mit Auswertung bei ihm. Abhängig von der tatsächlichen Anzahl der nervigen Extraschläge (nach ihnen folgt jeweils eine beunruhigende Pause) wird das Procedere aussehen. Entweder muss nichts unternommen werden oder aber ich stelle mich nochmals stationär vor zu einer nochmaligen Koronarangiographie über die Leiste zum Identifizieren des störenden Impulsgebers und dessen Ablation (Verödung). Es bleibt also spannend. Diese neuen Abenteuer werden aber erst im Juli nach unserem Urlaub stattfinden und dass auch nur, wenn es wirklich notwendig sein sollte. Der Professor meinte, man solle nicht mit Kanonen auf Elefanten schießen, die dann doch nur Spatzen seien.

 

Ich bin unendlich erleichtert und freue mich unglaublich auf ein paar sehr, sehr ruhige Tage zu Hause mit meinen Piraten und meiner Plantage. Und ganz viel Bewegung zwecks Stressabbau!!!