waMrum?

Weil ich sonntags gern wiederholt dusche.

Das 1. Mal heute früh diente der Reinigung. Und weil ich im Urlaub wenigstens am Sonntag ausnahmsweise mal mit Frisur unterwegs sein wollte. Daher  wurden die Haare nach dem Waschen ordentlich geföhnt. Dem Himmel graute nach einem freundlichen Frühmorgen; die Wetter-VerÄppelung bestätigte dieses mit einer Niederschlagswahrscheinlichkeit von viereinhalb % gegen 10:28 Uhr. Egal, bei konsequenter Sonnenbedröhnung kann schließlich jeder Schönwettervelotourist radeln.

 

Der Radweg Richtung Aussichtsdüne, Bohlenweg durch die Dünen und Wriakhörnsee (ein Nehrungssee und Vogelparadies) war kein weiter. Gleich zu Beginn des Bohlenwegs empfing mich freundlich miauend eine entzückende Supportmiez. Ihr muss das Universum gesteckt haben, dass ich seit langen Tagen komplett unterkatzt war. Das wunderschön gezeichnete Tier bekuschelte mich nach allen Regeln der Katzenkunst, bevor wichtige Geschäfte sie ablenkten.  

 

Treppauf, treppab über die Bohlen zu laufen hatte sogar ein klein wenig mit Spocht zu tun. Mir wurde warm, aber noch war die Zeit für die Zweitdusche nicht gekommen. Die Graustufen der Wolken intensivierten sich zusehends, fast schon waren es hochhackige Treppenabsätze. Das linke Knie möpte prophylaktisch "wozu haben wir ein Fahrrad", wurde aber nicht weiter ernst genommen. Noch war der Vogelsee nicht erreicht!!! Den Rundumblick auf der höchsten Düne zu fotografieren verschob ich angesichts des bleiernen Graus auf später und vertröstete das inzwischen weinerliche Knie auf die nächstgelegene Bank. Die fand sich schließlich taktisch klug gelegen gleich neben dem unaussprechlichen Vogelsee, aus dem es vielversprechend gackerte. Meine Brüllvögel-Äpp Merlin meldete die niemals schweigenden Austernquatschfassfischer, Eiderenten, Graugänse, Gackermöwen, diverse Schwalben und einen Wiesenpieper, während sich eine plötzlich von der Wasserfläche lösende Gruppe Fluch(t)enten gekonnt meinen Paparazzafähigkeiten entzog und hinter dem nächsten Dünenkamm verschwand.

 

Außer mir und den fröhlichen Vögeln war kaum jemand unterwegs. Hätte mir das zu denken geben sollen...? Eher nicht und so lief ich Ipuprofen sei Dank dynamisch den Weg zurück, erklomm die Treppen spochtlich-elegant ohne Zwischenstops und wunderte mich über die plötzlich erscheinenden nassen Flecken überall. Huch, der Himmel konnte das Wasser nicht mehr halten - Zeit, die Regenjacke aus dem Rucksack zu klauben. Als ich sie schließlich anhatte, war der Rücken gründlich nass. Egal, jetzt wollte die Aussicht genossen werden und mein lieber grasgrüner Freund Hoppi einen Selfie mit mir. Aber nass werden wollte er nicht, denn mit nassen Flügeln können Grashüpfer weder hopsen noch fliegen. 

 

 

Der Regen hörte so schnell auf, wie er begonnen hatte und ich hatte noch keinen Bock, den Rest eines grauen Sonntags in meiner Klappbutze zu verbringen. Aus Platzgründen gibt es hier einen Klapptisch, ein Klappbett, eine klappbare Küchenarbeitsplatte, die in voller Größe die Tür zum Bad blockiert. In letzterem muss ich aufgrund der gemütlichen Dachschräge wiederum mich zusammenklappen. 

 

Mutig lenkte ich Friedhelmine, das beste Urlaubsrad ever (NEIN, kein Klapprad, sondern ein Damen?rad für extralange Frauen), Richtung Nebel. Aus hypoglykämisch-verfressenen medizinischen Gründen benötigte ich Saft und Kekse, aber zickzack. Der EDK in Nebel war bei weitem nicht so raubritterlich teuer wie jener hier in Wittdün. Interessant. Mangels anderer geöffneter Läden fiel Häckbrönnen-Shopping leider aus. Häckbrönnen sind jene unnützen (?) Teile bei Ikea, die mich dort zwar nicht hinführen, aber trotzdem nach Hause begleiten.

 

Es dunkelte bereits. Um 12 Uhr mittags...? Der anthrazit-schiefergraue Himmel verhieß nichts Gutes (aber die Wetter-Äpp hatte doch ge...) und so verfuhr ich mich im einsetzenden Regen erst einmal gründlich in einem Wald, dessen Weg in einem Sandloch endete, bevor ich dann doch auf die Stimmen in meinem Kopf hörte und den mir bekannten Weg am Watt entlang nahm. Wolkenfrakturen entluden sich, der Wind kam auf einmal von vorn und die Tropfen - oder war es Hagel - schmerzten im Gesicht. Unbeeindruckt säumten Kühe, Schafe und Graugänse meinen Weg durch einen kalten Intensivstduschgang mit Schlammpackungen von unten. Äußerliche Reinigung war mitnichten das Ziel dieses von wem auch immer befohlenen Phänomens (die WetterverÄppelung war es nicht... oder doch?)

 

Als ich in meinem wasserdichten Quartier nicht mehr ganz so intensiv tropfte, meinte die Äpp hämisch, dass es zur Zeit tüchtig regnete... Aha? Zuvor musste ich mich aber noch mit einer Gruppe schlammbesudelter, sehr schlecht gelaunter Wattwanderer auseinandersetzen, die mir den Weg versperrten, um sich an einem Wasserhahn die Füße zu waschen.

 

Also WAmrum?

Weil ich hier die Ruhe (voll nix los) und die wunderschöne Natur inklusive ihrer Gewalten in ihrer Omnipräsenz sofort in mein Herz geschlossen habe, weil ich den rauen Norden  liebe und vieles hier - ein bisschen so wie auf Island - genauso schräg ist wie ich.