Vom Hund

 

 


Der Hund gehört der Gattung der Vierbeiner an, was ihm insbesondere bei Glatteis sicheren Halt unter den Pfoten verleiht. Die Beinchen nutzt dieses Tier für den Transport seines Hauptbestandteils, des ausgeprägten Gastrointestinaltraktes, zum Fressnapf. Lebensinhalt, -ziel und -zweck des Vierbeiners sind großzügige Nahrungsaufnahme, häufiger Futterverzehr und so viel wie möglich zu fressen. Um diese Grundversorgung zu gewährleisten, bedient sich der Hund taktisch geschickt des Menschen, indem er vorgibt, ihm als wertvoller Dienstbote untertan zu sein. Zweibeinige Unbefellte halten ihn daher für ein sogenanntes Nutztier, verkennen aber die Tatsache, dass sämtliche Vorteile/Gewinne dem Tier selbst zugute kommen. Aus purem Eigennutz arbeitet der Hund im Falle von Diebstahl, Vandalismus und höherer Gewalt, hier seien vor allem Blitz und Donner genannt, als Schutzhund. Mit eingekniffenem Schwanz und angelegten Öhrchen übersteht ein mutiger Rüde selbst heftige Gewitter unter dem Waschbecken im fensterlosen Bad. Nebenbei sucht er Schutz bei seiner menschlichen Gefährtin, die ihm zuliebe so manchen unheimlichen Donnerwetterabend schlotternd auf dem Balkon verbringt, um mittels einer blinkenden Taschenlampe in den klammen Fingern böswillige Blitze abzuwehren. In den Augen unseres schwanzwedelnden Freundes sind auch Einbrecher herzensgute Menschen, die Leckerli mitbringen und obendrein die vollgestopfte Hütte teilentrümpeln, d. h., für Tiere unnützen Müll für immer entsorgen. Die Wohnlandschaft wird übersichtlicher und die kleinen Bastelarbeiten, die der berechnende Hund während langer Wartezeiten anfertigt, kommen viel besser zur Geltung. Zerkaute Socken, zerrupfte Tempotücher und zerstörte Riemchensandaletten zeugen von einer zielgerichteten Kreativität. Mit diesen Installationen setzt der in psychologischer Hinsicht bestens geschulte Beller Zeichen gegen die drei großen V's, die sein kleines Leben bedrohen:
Verwahrlosung, Verkümmerung und Verhungerung.

[to be continued]

 

 

 

Teil IVeinhalb - immer noch vom Hund


Der Tagesablauf des Hundes ist ein regelmäßiger, denn er gehört zu den Gewohnheitstieren. Seine Aktivitäten sind streng bedürfnisorientiert: Nach dem Input, dem hastigen Verschlingen der Nahrung, lässt sich der Hund für konzentrierte Peristaltik in stabiler Seitenlage sehr viel Zeit, die er nebenbei zum Dösen nutzt. Danach erfolgt der Output. Dieser wiederum ist eng mit Informationsbeschaffung, -übermittlung und der Pflege von Sozialkontakten verknüpft. Kleine Wettbewerbe in Form von Rudelpinkeln (wer kann am höchsten und trifft möglicherweise den Kopf des Konkurrenten), Kollektivkack von prächtigen Stinkern sowie das Vergleichen von Spielsachen und Stöckchen lockern diese Spaziergänge auf. Redlich erschöpft läßt sich der Hund später auf sein Lager fallen, seufzt hingebungsvoll, indem er überschüssige Luft entweichen lässt und gibt sich schlafend seiner Bellness hin. Diese beansprucht im Schnitt, rechnet man Dösen, RE+PM-Phasen (rapid eye + pfötchen movements), Bettwärmetestreihen und schön Aufpassen im Halbschlaf hinzu, gut und gern 20 Stunden pro Tag.
Kehrt der menschliche Mitbewohner nach einem kräftezehrenden, nervenzerrüttenden Arbeitstag ausgelaugt zurück, begrüßt ihn der Hund sehr verschlafen, kommt ihm aber immerhin entgegen, um inbrünstig gähnend zum Ausdruck zu bringen, dass sein Dasein ein Hundeleben ist.
Nicht nur hinsichtlich der Hygienevorstellungen kommt es mitunter zu Differenzen zwischen Mensch und Hund - nein, auch die Geschmäcker sind so unterschiedlich wie die Anzahl der Beine.
Besonders wertvolle Leckereien wie z. B. Schweineohren und Ochsenziemer sind erst halbfertig und erfordern daher die Veredelung durch den vierbeinigen Gourmand, damit sie ihren Geschmack zu seiner vollsten Zufriedenheit entfalten können. Zu diesem Zweck verbuddelt der gefräßige Feinschmecker das ohnehin schon müffelnde Produkt in feuchter Erde. Steht kein Garten zur Verfügung, so nutzt er Balkonkästen oder am Boden bis dato gedeihende Zimmerpflanzen. Protestlaute von Seiten der menschlichen Mitbewohner, die nassen Dreck auf hellen Polstermöbeln ebensowenig schätzen wie Pfotenabdrücke quer durch die Wohnung, werden geflissentlich überhört (Das Hörvermögen unterliegt subjektiven Wahrnehmungsprozessen. Laute werden durch den Hund gefiltert. Es liegt in seinem Ermessen, ob er etwas registrieren bzw. verstehen möchte oder nicht). Schlimmstenfalls ist der Hund aufgrund der Unmutsäußerungen seines Besitzers gekränkt.
Nach einigen Tagen Verweildauer im Dunkeln müssen Reife und Qualität des Schweineohrs überprüft werden. Der Hund exhumiert es und trägt es auf seinen Lieblingsplatz, um es gründlich zu untersuchen und zu verkosten. Schmeckt es noch nicht verkommen genug, wird es wiederum in Erde eingelegt. Eventuelle schwarze Spuren dieses Tuns sollten unter dem Punkt „geringfügige Nebenwirkungen" verbucht werden; denn schließlich geht es um das Seelenheil unseres teuren Hausgenossen.
Ein besonderes Augenmerk gilt den Blinden Hunden. Sie können nicht sehen, dafür riechen sie aber um so besser. Besonders beliebte Hundedüfte dieser Saison sind Fux Faecal, Voge Laas (auch bekannt unter dem Label totaModaVogel) und verwefis. Letzteres besticht durch seine maritime Fäulnisnote, auch als praktischer 500 cm² Fladen zum Direktwälzen erhältlich.

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[rv, Oktober 2007]