Maus oleum!

 

oder Haustiere sind praktisch

 

 

Es ist nämlich eine große Kater
strophe, wenn nicht Maus ->

oleum!
Denn dann sucht ein mittelalter Vater
doofe Nager unterm Lin ->

[denbaum]
olé, um
gekommen sind sie trotzdem

 

 

 

Jene oben von mir in einem versmaßlosen Reim zusammen-gefasste, zuvor jedoch sehr lebendige Schilderung der Machenschaften untoter Nageviecher (mangels final-exekutiver Absichten artiger Hauskatzen) versetzte mich in längst vergangene Zeiten blühender Unschuld zurück.

Dank offener Balkontür verwöhnte mich damals ein Heer von Katzenviechern nächtens mit Trophäen lebendigster Art. Waren die Mäuse irgendwann vor Erschöpfung vorübergehend unter meiner Bettstatt zusammengebrochen, fixierte mein Kater Max gern bräsig schnurrend auf meiner Bettdecke ausgestreckt meine langen Beine und ließ sich mitnichten durch ärgerliche Austritte meinerseits davon abbringen. Katze Jenny hingegen bevorzugte mein Kopfkissen, wobei sie mir die kleinere Hälfte überließ (Zipfel nennt man so etwas wohl im Volxmund). Es wurde gern und oft auf mir herumgetrampelt, denn die konkret korrekte Schlafposition musste zunächst in aller Ausführlichkeit ermittelt werden.

Jahre später, ich hatte längst meine Unschuld verloren, stapfte ich aber sowas von schwanger die Treppe zwischen noch-ehelichem Schlafgemach und Wohnzimmer (ich lebte damals in gutbürgerlichen Verhältnissen) hinunter, um mich dort fröstelnd in meinen Bademantel zu hüllen. Schlafbetrunken hatte ich nur eins im Sinn: Kaffee! Bei der Zubereitung desselben krabbelte es (?) plötzlich auf meiner Schulter. Ich konnte mir jenen ungeheuerlichen Vorgang nicht erklären und beschloss, ihn als ungeschehen zu betrachten, als es plötzlich noch viel heftiger kroch und sich ein kleines graues Nagetier blitzschnell aus der Enge des Bademantels befreite, um auf meiner Schulter frische Luft zu schnappen. DAS war selbst mir zu viel und ich brüllte wie am Spieß. Die zu Tode erschrockene Maus floh unter den Herd, was wirklich fies von ihr war - denn der völlig verpennte zukünftige Vater und Exgatte, der eine vernünftige Erklärung für den frühen Höllenlärm verlangte, glaubte mir die Story über die aggressive Mausattacke natürlich nicht. Bis sich das niedliche Tierchen mit den hübschen Knopfaugen schließlich erbarmte, unter dem Herd hervor gekrochen zu kommen, um sein Dasein unter Beweis zu stellen.

Inzwischen lebt seit mehr als 13 Jahren Robin Hund bei und mit mir. Auch dieser auf meine Lüftungspflicht pochende Hausgenosse verfügt über einen großen praktischen Nährwert, hat er doch vor einigen Jahren Jagd auf eine Feldmaus gemacht. Er hüpfte mit hündischen Mäusesprüngen hinter dem Tierchen her und blieb plötzlich stehen... Nein, er setzte nicht zum endgültigen Schnappwürgundwechistdiemaus an, sondern betrachtete das auf dem Rücken liegende, in todesängstlicher Lähmung verharrende Tierchen voller Mitleid, stupste es behutsam an und wollte es offensichtlich zu neuem Leben erwecken...

 

 

 

[rv, 6. März 2010]